Die berühmten spanischen Appetithäppchen Tapas sind einer der Gründe, warum es so viel Vergnügen macht, in Spanien abends gemütlich auszugehen. Man kann von allem etwas probieren, ohne sich zu überessen und wird doch satt. Das machen auch die Spanier so und haben ihre festen Lieblingsgerichte.
Pulpo a la gallega, Salchicha, Pimiento al Padron, Patatas Bravas….die Auswahl der Tapas ist riesig und vor allem geschmacklich völlig verschieden. Wer die einzelnen Regionen Spaniens und ihre kulinarischen Köstlichkeiten kennenlernen will, sollte deshalb auf Tapa-Tour durch die lokalen Bars und Restaurants gehen. Sehr gut eignen sich andalusische Städte wie Malaga oder Granada und es eine tolle Vielfalt an Fisch, Fleisch und vegetarischen Gerichten gibt.
Dabei darf man ruhig ein wenig experimentierfreudig sein. Wir haben hier lauter Insider-Tipps für einen gelungenen Tapa-Abend zusammengestellt.
In Andalusien sind Tapas am billigsten
In Andalusien war es schon immer Sitte, Tapas mit Getränk zusammen quasi kostenlos zu servieren. Auf dem Land wie etwa den Bergregionen der Sierra Filabres und in bestimmten Provinzen wie Granada oder Almeria zahlt man für die Kombination aus einem Glas Bier/Wein mit einem Tellerchen Tapas nur zwischen 1,60 und 2 Euro. Das ist extrem günstig und kann in ganz Spanien kaum unterboten werden.
Tapas werden fast ausschließlich zu alkoholischen Getränken (Bier, Wein, Sherry, Radler oder Tinto de Verano (eines der typischsten Getränke Spaniens)) gereicht. Wer Wasser, Saft, Kaffee oder Schnaps bestellt, muss seine Tapas extra zahlen.
Tipp: Die besten spanischen Biersorten findet ihr hier.
Barcelona und Baskenland - andere Länder, Sitten
In anderen Regionen Spaniens wie Katalonien oder im Baskenland werden die Tapas oft extra abgerechnet und da wird es dann auch gleich etwas teurer. Für das Glas Bier/Wein zahlt man zwischen 1,50 und 2,50 Euro und die Tapa kostet dann noch einmal extra 1,50 bis 2 Euro.
In Barcelona kann das Essengehen teuer sein, selbst wenn man nur Tapas bestellt, denn die müssen extra bezahlt werden. Dafür ist die Küche der katalanischen Hauptstadt berühmt für ihre Exklusivität und Kreativität. Die besten Köche der Welt sind schließlich Katalanen. Deshalb gibt es in Barcelona auch wirklich ausgezeichnete katalanische Restaurants von Spitzenniveau.
Tipps für die Tapas-Tour
Um seinen Häppchenschmaus so richtig zu feiern, sollte man aber nicht zu knausrig sein und alles ausprobieren, was einen anlacht. Denn die vielen kleinen Probierportionen sind ein echtes kulinarisches Vergnügen. Es gibt allerdings einige Dinge und Benimmregeln zu beachten, damit man sich als Ausländer nicht unbeliebt macht.
An hektischen Tagen wie am Wochenende ab 21 Uhr werden beliebte Tapasbars so voll, dass es nicht einfach ist, einen Platz an der Theke, wo die Tapas meist in Vitrinen oder auf Tellern ausgestellt sind, zu ergattern. Das gilt vor allem für Tapasbars in ausgehfreudigen andalusischen Großstädten.
Bodegas von Weltruf wie das Pimpi in Málaga (Antonio Banderas' Lieblingsbar) oder die Bodega Campos in Córdoba (Tony Blair war hier) sind immer voll am Abend und man muss schon etwas Selbstbewusstsein aufbringen, um die Aufmerksamkeit der Kellner zu gewinnen. Immerhin geht hier auch der vornehme andalusische Adel Tapas schnabulieren!
Es hilft übrigens auch, sich etwas schicker anzuziehen. Tapaskneipen sind keine Stampen und Andalusier wissen sich zu benehmen, wenn sie ausgehen. Ich habe nach all den Jahren in Andalusien noch nie einen sturzbetrunkenen Spanier in einer Bar gesehen!
Tapasarten und Größen:
- Tapas: Der allgemeine Name für kleine Portionen, die man gemeinsam teilt. Jeder bekommt sein Tellerchen, doch gekocht wurde für alle. Alles kann praktisch als Tapa serviert werden: Vom Schüsselchen mit Mandeln oder Frutos Secos (Trockenfrüchte und Nüsse) über Oliven oder einen Teller mit gegrillten Garnelen
- Raciones: In Speisekarten sieht man oft das gleiche Essen mit zwei Preisen ausgedruckt. Es handelt sich dabei um unterschiedliche Portionen. Man kann diese Speise als Tapas oder eben als Raciones bestellen. Raciones sind einfach größere Portionen und oft das Doppelte oder Dreifache als die Tapa. Ideal zum Teilen zu zweit oder wenn man richtig hungrig ist!
- Pintxos oder Pinchos: Diese Art der Zubereitung stammt aus dem Baskenland. Pinchos sind perfekt hergerichtete Appetithäppchen, die man manchmal mit einem Biss verzehren kann. Sie werden immer auf einem kleinen Scheibchen Brot angerichtet.
- Montaditos In Madrid oder anderen Teilen Spaniens nennt man die Pinchos auch 'Montaditos', aber sie sind etwas größer und sehen wie kleine belegte Brötchenhäften aus. Eine berühmte Tapasbar-Kette heißt 100 Montaditos und ist in ganz Spanien vertreten. Das gleiche gilt für die extrem günstige Kette Mercado Provenzal aus Sevilla, die es mittlerweile auch im ganzen Land gibt. Dort kostet ein Glas Bier sage und schreibe (im Januar 2015) zwischen 40 und 50 Cent und eine Tapa 80 bis 90 Cent!
- Platos Combinados: Dies ist ein richtiges Gericht, wie wir es aus deutschen Restaurants kennen. Es kommt auf einem großen Teller und besteht oft aus Salat, dem Hauptgericht und Sättigungsbeilagen. Manchmal werden aber auch viele Tapas zusammengestellt, die dann auf einen Teller zusammen angeboten werden.
Ruta de Tapas - Tapastour als Stadtrundgang
Viele Gemeinden organisieren für Besucher und Einheimische sogenannte Rutas de Tapas – Stadtrundgänge durch die besten Bars und Restaurants, bei denen man einen Ort genauer kennenlernt und zugleich die lokale Gastwirtschaft unterstützt. Das ist eine geniale Marketing-Idee, die auch noch Spaß macht.
Die Wirte der besten Restaurants stehen in einer Art Kochwettbewerb und müssen miteinander um die beste Tapa-Kreation wetteifern. Da werden auch Kochkulturen gemixt und es entstehen interessante Fusion-Kreationen mit asiatischen, südamerikanischen oder nordafrikanischen Einflüssen.
Oft nehmen daran bis zu 20 verschiedene Lokale teil, so dass man es als Kurzurlauber kaum schafft, alle auszuprobieren. Man bekommt einen Stadtplan in die Hand und den zeigt man in den Lokalen vor. Dort gibt es dann jeweils einen Stempel. Erst, wenn man alle Stempel eingesammelt hat, kann man an der Ausschüttung eines Preises teilnehmen.
Am Ende des Wettbewerbs wird auch die beste Tapa prämiert, die von den Gästen gewählt wurde. Meist ist ein solcher gastronomischer Spaziergang sehr günstig. Die Tapas sind preisgebunden und kosten zwischen 1 und 1,50 Euro, jedenfalls in Andalusien.
Bei unserer Tapas-Tour durch die Hafenstadt Almeria sind wir durch alle erdenklichen Restaurants gekommen. Es gab edle Flusskrebse und kandierte Äpfelscheibchen am Hafen oder echte andalusische Traditionsküche mit Artischocken und eingelegten Sprotten.
In der 145 Jahre alten Taverne Casa Puga mitten im Altstadtzentrum kann man noch das echte Andalusien erleben. Hier hängt der Kneipenhimmel voller Schinken und es gibt ausgezeichnete Almerienser Regionalessen für wenig Geld.
Geöffnet wird erst ab 20 Uhr!
Tapas-Benimmregeln
Wenn man in eine Tapasbar kommt, dann mag es verführerisch sein, zuerst in die schön dekorierten Auslagen nach den angebotenen Tapas zu schauen. Allerdings sollte man sich stets die Zeit nehmen, zuerst den Wirt und danach die Speisen zu begrüßen. Das gebiert der Anstand! Man wünscht einen Guten Abend (Buenas Noches!), bevor man bestellt und nickt freundlich!
Dann ordert man die Getränke und wird in diesem Moment meist gefragt, was man an Tapas wünscht. Der Wirt oder das Barpersonal fragt: Y para picar? (Und was wollen Sie picken/naschen?)
Tapas an der Theke sind günstiger!
Wer direkt an der Theke sein Getränk mitsamt Tapas verzehrt, kommt günstiger weg als wenn man sich an einen Tisch in den Gastraum setzt und bedienen lässt. Oft wird dieser Tischservice mit ein paar Cent extra berechnet, denn der Kellner muss sich jedes Mal durch die drängelnden Menschenmassen hindurchwühlen.
Wenn eine Bar rammelvoll ist, dann kann es sehr schwer werden, sich an der Theke Gehör zu verschaffen, erst recht, wenn der Wirt Bekannte oder Freunde bedient. Dann spürt man schnell, dass man Fremder ist und wird oft ignoriert. Das kann in Kleinstädten oder hektischen Kiezkneipen passieren.
Man bleibt erst einmal ruhig und freundlich und darf dann aber auch einmal mit forderndem Ton dazwischen rufen. Zum Beispiel: Una caña y una tapa de chipirones! (Ein Bier und eine Tapa mit Tintenfischchen!) Bitte muss man nicht sagen, das ist überflüssig.
Manche Gastwirte mögen es auch, die gerade frisch zubereiteten Tapas des Abends aus eigenen Stücken zu servieren. Dann bestellt man: Una caña y una tapa de algo que hay. (Ein Bier und eine Tapa von dem, was ihr gerade habt.)
Eine solche abenteuerliche Bestellung kann einem die Augen öffnen für Dinge, die man womöglich nie bestellt hätte. Lohnt sich wirklich, auch einmal etwas ganz Unbekanntes auszutesten!Beim Pincho-Essen verhält es sich etwas anders. Man setzt sich an einen Tisch, bestellt beim Kellner sein Getränk und lässt sich einen leeren Teller bringen. Mit dem spaziert man dann die auf der Theke ausgestellten Pincho-Türme ab und packt alles auf den Teller, was einem appetitlich vorkommt.
Bars wie diese heißen Euskal Etxea oder Golfo de Bizkai und man findet sie nicht nur im Baskenland, sondern auch in anderen großen Städten wie Sevilla, Madrid oder Barcelona.
Heiße Tapas meist erst ab 20 Uhr
Spanier essen spät, viel und gerne. Die Plancha – das ist die berühmte heiße Platte in jedem Tapasrestaurant – wird oft erst ab 20 Uhr angewärmt. Das heißt, alles was auf der Plancha an Tapas gegrillt wird wie Lomo (Schweinesteak), Salchicha, Chorizo oder Champignones gibt es erst ab dieser Uhrzeit. Kalte Tapas wie Ensaladas (Salate mit Mayo) oder Tortilla kann man hingegen zu jeder Tageszeit bestellen.
Wer in Ruhe essen und enge, volle Kneipen mit Gedrängel vermeiden will, sollte spätestens 20 Uhr in der Bar auftauchen. Binnen weniger Minuten wird es immer voller. Spätestens bis dann sollte man sich einen Tisch gesucht haben und die Theke meiden.
Ab 22 Uhr kann es schwierig sein mit Bestellungen, wenn man an einem typischen Ausgehtag (Do, Fr, Sa) Tapas essen will und sich in beliebten Stadtvierteln herumtreibt.
Wie isst man seine Tapas? Mit Besteck, Zahnstochern oder den Fingern?
Tapas wie frisch geschnittener Schinken oder Käse können durchaus mit den bloßen Händen gegessen werden. Besteck ist eigentlich unüblich, es sei denn das Gericht kommt mit Soße daher oder ist sehr heiß. Wenn man sich für kleine Tapa-Häppchen wie Oliven oder Shrimps entscheidet, kann man auch Zahnstocher nehmen.
Die Zahnstocher nimmt man einzeln aus dem Behälter und fummelt nicht ewig im Becher daran herum. Das ist unhygienisch. Hinterher wegwerfen und nicht etwa zurückstecken!
Tapas-Kultur: Immer schön locker bleiben
Das Schöne an Spanien ist, dass man sich überall recht frei fühlen darf und die Dinge viel einfacher sind als bei uns im ordentlichen Norden. So sind auch die Tischsitten locker. Was man nicht verdauen kann wie Servietten, Zahnstocher, Kerne, Schalen oder Knochen kann man direkt auf den Boden fallen lassen.
Am Ende des Abends fegt der Wirt alles zusammen. In manchen Meeresfrüchte-Restaurants wie in Cartagena habe ich sogar schon eine Art Regenrinne unter der Bar gesehen, wo man Schalen und Muscheln oder Schneckengehäuse direkt hineinwerfen kann.
Trinkgeld oder nicht? Bezahlen der Tapas-Rechnung
Die Abrechnung eines gemütlichen Tapasabends wird in Spanien auf elegante Art gelöst. Niemals steht ein Kellner vor einem und wartet mit geöffnetem Geldbeutel bis man seine Scheine zusammengesammelt hat.
Man bekommt nach dem Bitten um die Rechnung La cuenta, por favor! ein Tellerchen mit ausgedruckter Rechnung plus IVA (Mehrwertsteuer) hingestellt und der Kellner geht wieder, um andere Arbeiten zu verrichten.
Nun hat man Zeit, das Geld diskret zusammenzukratzen und kann einen Schein oder die entsprechende Summe liegenlassen. Der Kellner kommt, nimmt das Tellerchen mit und bringt die Rechnung mitsamt dem Restgeld zurück.
Auch jetzt lässt er seinen Gästen Zeit und Raum und steht nicht erwartungsvoll neben dem Tisch.
Jetzt kann man sich überlegen, was man als Trinkgeld auf dem Tellerchen lassen möchte. Viele Spanier zahlen wegen der Krise und weil es früher auch nie üblich war, kein oder sehr wenig Trinkgeld. 10 Prozent der Rechnung sind generös und sollten gegeben werden, wenn man wirklich rundum zufrieden war.
Gegenüber den weniger gut verdienenden Spaniern ist es auch unfair, zu viel Trinkgeld zu zahlen, da andere Gäste gar nicht mithalten können. Niemand ist einem böse, wenn man nichts da lässt. Wer öfter kommt, sollte zum Erhalt der guten Beziehungen aber ab und an etwas Kleingeld liegen lassen.
Jeder Koch oder Wirt freut sich über Lob und Anerkennung. Man darf hörbar "Hmm" oder Que rico! (wie lecker) sagen und Komplimente machen. (Estupendo, Que buena pista!, Lo mejor). So wie man sich hörbar freundlich begrüßt, sollte man sich auch verabschieden. Hasta luego oder in Katalonien Adeu beziehungsweise ein baskisches Agur! öffnen beim nächsten Mal Türen und Herzen und das Tapasbestellen wird viel einfacher und vielleicht sogar billiger.
Wenn ihr eine Tapasrunde in Málaga oder Granada machen möchtet, empfehlen wir euch diese Tapasbars:
Die zehn besten Tapasbars in Málaga
Die zehn besten Tapasbars in Granada
Hasta luego!