Der inmitten sanfter grasbewachsener Hügel in Sichtweite des Mittelmeeres merkwürdig aufragende Schichtvulkan Cabezo de María ist von Weitem schon leicht zu erkennen. Er hebt sich mit seinem dunklen Lavagestein von den weiten sandigen Flächen der Talsenke kontrastreich ab.
Wie eine von Außerirdischen in die Pampa gesetzte Pyramide wirkt der kleine Berg. Dieser klitzekleine Vulkan (225 m) beherbergt auf seinem Kegel eine romantische Bauernkirche mit Jungfrauenaltar.
Der hügelförmige Vulkankegel in der Provinz Almería befindet sich nahe der Stadt Antas. Er liegt im Norden der Sierra Cabrera, die ebenso vulkanischen Ursprungs ist. Erdgeschichtlich stammt der Vulkan Cabezo de María aus dem Pliozän, einer relativ stabilen und warmen klimatischen Periode, die vor 5,3 Millionen Jahren begann.
Ein Vulkan von nationalem Interesse
Die Stätte wird als "Ort von geologischem Interesse Spaniens von internationaler Bedeutung" klassifiziert und hat deshalb Naturparkcharakter. Ähnlich wie die Vulkanlandschaften Caldera de Taburiente (La Palma) oder der Vulkanpark Timanfaya auf Lanzarote ist der Cabezo de María in der Liste der spanischen Geosites geführt. Als geologisch schützenswertes Naturdenkmal ist er hier unter dem Kürzel VU004 klassifiziert.
Schichtvulkan mit Blick ins Innenleben
Hinter dem Hauptkegel befinden sich auf einer weiteren Erhebung die Auswürfe eines weiteren Vulkanschlotes, der sich wie eine erstarrte Zinnfigur vor der Wand der hier beginnenden Berge der Sierra Filabres in den Himmel streckt.
Der eigentliche Krater ist wegen der jahrtausendelangen die Erosion nicht mehr erkennbar. Dennoch lohnt es sich, dem kleinen Vulkanhügel einen Besuch abzustatten. Hier kann man interessante Erkenntnisse über die geologischen Besonderheiten dieses uralten Kulturlandes gewinnen, einen fantastischen Weitblick über die Gemeinde Antas bis zum Meer genießen und zugleich einem bis heute lokal verehrten Heiligtum einen Besuch abstatten.
Der Vulkan hat mehrere Lavaströme über das Tal von Vera ergossen. Das ist allerdings einige Millionen Jahre her. Genaue Angaben über den letzten Ausbruch konnten nicht ermittelt werden. Fakt ist, die Zone gehört zu den tektonisch aktiven Regionen Südspaniens, wo es immer wieder kleinere Erdbeben gibt, die aber harmlos sind. Das letzte Erdbeben in Lorca (Murcia) im Mai 2011 hatte mit 4,5 nur verhältnismäßig geringen Wert auf der Richterskale, aber doch erheblichen Schaden an Gebäuden angerichtet.
Der Cabezo de María zählt zu den Unterwasservulkanen, der sich einst aus dem Meeresboden gebildet hatte. Das Mittelmeer war vor rund 8 Millionen Jahren viel weiter ausgebreitet und hatte sich dann sukzessive wieder zurückgezogen und das Land freigegeben, das einst vom Meer bedeckt war. Die Küstenlinie von heute ist die Folge des Rückzuges des Mittelmeeres, das sich bis zu Füßen der Sierra Filabres ausgebreitet hatte. Von Mojacar und den Bergspitzen der Sierra Cabrera war vor rund 6 Millionen Jahren nicht zu sehen.
Wandern auf den Vulkangipfel
Unterhalb des Cerro (Hügels) beginnt ein spiralförmiger Wanderweg, der ausgeschildert ist und direkt hinauf zur Kapelle führt. Ein kostenloser Parkplatz befindet sich ebenfalls hier, wo der Bergpfad beginnt. Da der Hügel nur 225 m hoch ist, dauert die Besteigung des Vulkans höchstens 20 Minuten.
Man läuft über lockeres Vulkangeröll und Schlacke und nähert sich schließlich dem Fuß des Vulkans, der sich hier plötzlich spaltet und den Weg direkt durch die Schichten des Kegels hindurchführen lässt. Man kann sehr deutlich bei diesem Durchschnitt (wie eine Torte) durch den Vulkan erkennen, wie er aufgebaut ist. Dann windet sich der Weg weiter einmal um den Berg herum, bis man an die Ostseite und die Meeresseite gelangt. Hier befindet sich eine Hinweistafel und ein schöner Aussichtspunkt.
Man kann erkennen, wie weit der Vulkan bei seinen Ausbrüchen vor Millionen von Jahren seine Schlacke geworfen haben muss. Bis an die Gemeindegrenze von Cuevas del Almanzora und Puerto Rey reichen die Auswürfe. Die Bauern finden auf den umliegenden Feldern jeden Tag neue "Vulkanbomben" in verschiedenen Größen – die von 0,5 bis 25 cm Durchmesser haben können. Sie wurden beim Ausbruch hinausgeschleudert und in der Landschaft verteilt.
Wissenschaftler haben die Bestandteile der Auswürfe und Lavagesteins untersucht und folgende magmatische Gesteinsarten gefunden. Vulkanite und sogenannte Verite (abgeleitet vom nahegelegenen Ort Vera) bestehen aus einzigartigen reichhaltigen, mineralogischen und chemischen Verbindungen, die auch Kristalle gebildet haben. Sie setzen sich aus Materialien wie Biotit und Feldspaten (Labrador) und vielen Gesteinen mit hohem Anteil an SiO2 zusammen.
Wie kam die Kapelle auf den Vulkan?
Wie so oft bei besonderen Naturdenkmälern und uralten Bauwerken umranken Sagen und Geschichten deren Biografie. Der Cabezo de Maria ist ein mystischer Ort, von dem viele alte Anektoden kursieren, die sich die Bauern der Gegend rund um Antas und dem nächsten Städtchen Vera erzählen.
So soll 1427 einem Hirten namens Manuel auf dem Vulkankegel eine Jungfrau erschienen sein. Also errichtete man hier oben 1507 aus den Resten eines maurischen Tempels eine kleine Kapelle und gab ihr den Namen der Jungfrau Santa María de la Cabeza. Allerdings gibt es auch Berichte, dass auf dem Hügel schon im 4. Jahrhundert eine byzantinische Kirche der frühen Christen gestanden haben soll. Die Religionen mögen gewechselt haben, doch die Bedeutung des heiligen Vulkangipfels ist für die Menschen ist gleich geblieben.
Seit dem 15. Jahrhundert pilgern Gläubige hier hinauf, um sich bei der Jungfrau Maria zu bedanken oder um Schutz vor dem Ausbruch des Vulkans zu bitten. In Andalusien ist das ganz normal. Um die Naturkräfte zu beschwichtigen, hofft man um Beistand von oben. Denn Erdbeben, Vulkane oder Tsunamis, die einst die seismisch aktive aber heute recht ruhige Region vor Jahrtausenden heimgesucht hatten, werden in dem gläubigen Land immer noch als Gottes Wille betrachtet. Also baut man auf Vulkane Kirchen. Zum Schutz!
Doch der Vulkanberg wird nicht erst seit dem Christentum als heilige Stätte verehrt, sondern vermutlich seit der Frühgeschichte. In der Bronzezeit hielten erste Stämme der so genannten El Argar-Kultur hier bei Sonnenauf- und untergang Rituale ab. Denn der Vulkan zeigt aufs Meer und zugleich auf die Stelle, wo im Osten die Sonne aufgeht, während hinter ihm in den Bergen der Sierra Filabres die Sonne im Westen versinkt.
2012 wurde die hübsche kleine Kirche restauriert und erstrahlt nun in einem perfekten, fast unwirklich wirkenden Weiß inmitten des dunklen Lavagerölls. Sonst ist die Landschaft von sandigen Kalkböden geprägt, die sehr fruchtbar sind und wo weite Orangenplantagen und Olivenhaine gedeihen. Also nicht nur für Geologen oder Archäologen ein lohnender Ausflug, sondern auch für Menschen mit Sinn für die Natur.
Weitere Vulkane in der Region
Der Cabezo de María ist der jüngste von einer ganzen Reihe von sagenumwobenen Vulkanhügeln, die in der Region möglicherweise eine rituelle Rolle als astrologische Beobachtungspunkte für den Sternenhimmel spielten.
Drei Vulkane liegen in Sichtweite und sind etwa 3 bis 4 km voneinander entfernt. Die pyramidenförmigen Bergkuppen heißen Mojacar de Viejo (wo sich das alte Mojacar befand), Espiritu Santo (heute mit Jesusstatue) in Vera und eben der Vulkanhügel Cabezo de María.
Weitere kleine Vulkane der Region um Vera sind:
- Cabezo Montoro
- Cañada Honda
- Cerro Coscojar
- Loma de los Pelados (Pelaos) zwischen Vera und Vera-Playa
- Loma Jordana (Sierra de Almagro).
Auch die vor Mojacar liegende Sierra Cabrera ist vulkanischen Ursprungs. Unweit davon befindet sich das größere Vulkangebiet Cóbdar und der Naturpark Cabo de Gata mit zahlreichen Vulkanen.
Anfahrt und Karte auf Googlemaps:
Der Vulkanberg Cabezo de Maria liegt unweit der Stadt Antas zwischen den Ramblas (Flusstäler) Salaosa und Nuño. Auf der A-7 in Los Gallardos auf Landstraße AL-820 abbiegen und in Richtung Antas fahren. Nach ca. 3 km links abbiegen Richtung Los Raimundos. Das letzte Stück Teerstraße zum Vulkan Cabezo de Maria ist ausgeschildert. Parkplatz unterhalb des Vulkans.