Bédar - Wanderung auf dem Wasserweg

Nur einen Katzensprung von den schönen Stränden von Mojacar entfernt, erhebt sich das Gebirge der Sierra Filabres. Hier gibt es ein paar wunderbare Bergdörfer zu entdecken mit tollen Traditionen, viel Kultur und Menschen, die noch richtigen Berufen nachgehen.

Eines davon ist das Bergarbeiterdorf Bédar. Hier leben heute rund 1000 Einwohner spanischer Herkunft, aber auch viele britische Rentner. Allerdings nicht die Sorte, die Bingo spielt und am Strand zu viele Biere trinkt, sondern eher Leute, die Berge und Natur lieben. Sie mögen das einfache Dorfleben und die Kühle der Berge.

Typisches rekonstruiertes Landhaus in Bedar

Die Neubewohner von Bédar und eine touristenfreundliche Stadtverwaltung haben einen uralten Wanderweg wiederbelebt - den Wasserweg - Ruta de Agua (SL-A 76). Wer hier entlang wandert, kommt am Erbe des alten Andalusiens vorbei - dem cleveren Bewässerungssystem der alten Mauren. Es gibt natürliche Quellen, unterirdische Wassergänge, Minenschächten und vier Wasserbecken (Balsas), wo man im Sommer sogar hineinspringen kann. 

 

Geschichte des Bergarbeiterstädtchens Bédar

Bedar

Bédar ist ein von Mauren im Mittelalter gegründetes Dorf, das noch viel von seinem arabischen Charme behalten hat. Der Ort liegt auf 404 m über dem Meeresspiegel und bietet eine tolle Aussicht auf die Vega de Vera (Ebene von Vera), das bis zum Meer reicht. Von den meisten seiner hübschen Häuschen mit Dachterrassen und blumengeschmückten Fenstern hat man einen tollen Blick über das ausgestreckte Tal und das am Horizont blau schimmernde Mittelmeer.

Das Dörfchen ist verschlafen und romantisch. Hier sieht man noch Hunde mitten auf der Straße in der Mittagssonne dösen. Die rühren sich nicht weg, auch wenn ein Auto durch die engen Gassen knapp an ihnen vorbeirollt. Auch für Katzen ist das am Hang gebaute Bédar ein Paradies, denn der Verkehr bewegt sich nur im Schritttempo und es gibt überall leicht zu erklimmende Dächer, Mauern und Gärten, wo sich die Vierbeiner gefahrenfrei bewegen können.

Maurisches Erbe - Landwirtschaft in Terrassengärten

 Gartenkultur in Bedar

In der andalusischen Provinz Almeria gibt es noch tausende solcher alten weiß-getünchten Dörfer mit starken arabischen Wurzeln. Man erkennt dies nicht nur an den verschachtelten und wirren Gassen, die bergauf und bergab durchs Dorf führen, sondern auch an der Art der Landwirtschaft. Seit Jahrtausenden wird hier Terrassenanbau mit einem gewievten Bewässerungssystem betrieben.

Das hügelige Umland rund um Bédar ist von etlichen künstlichen kleinen Gräben und Teichen gekennzeichnet, die sich harmonisch in die Landschaft einfügen. Das bergab fließende Wasser wird für die Bewässerung von Hainen aus Johannisbrotbäumen, Mandarinen-, Oliven- und Orangenbäumen von einer Terrasse zur anderen geführt. Das Anbausystemen in Terrassenform erinnert an die maurischen Bergdörfer der Alpujarras, wo man genau wie hier, sogenannte Wasserminen angelegt hat.

Bedar

Berühmt wurde Bédar vor allem durch seine wertvollen Bodenschätze. Etwa 700 Jahre lang wurde bis in die 1970er Jahre hinein Blei, später Eisenerz, aber auch Kupfer und Zink abgebaut. Schon im Jahr 1569 gab es rund 115 Minen, von denen die meisten Eisenerzgruben waren. Rund um Bédar sind die Berge deshalb voller Hohlräume und alter Minenschächte. Man sollte nicht auf eigene Faust in die teilweise offen stehenden Gänge hineinklettern.

Rundweg 

Die Ruta del Agua ist ein offizieller Wanderweg (SL-A 76) und führt auf 450 m Höhe etwas oberhalb das Dorfes am Rande der Sierra de Bédar entlang und ist leicht bis schwer. Der Weg umrundet die Nordseite des Dorfes in einer großen Runde auf etwa 2,2 km. Zwischen 40 und 50 Minuten dauert es nur vom Aufstieg am Dorfanfang bis zum Ende des Rundweges am Brunnen, der Fuente de Bédar, die auch Fuente Temprana heißt.

Fuente Temprana

 

Zu jeder Jahreszeit kann man hier entlangpilgern, doch im Frühling ist es wohl am schönsten. Dann blühen die vielen Mandelbäumchen und Orangenblüten und zwitschern die Vögel, die stets die Nähe des Wassers lieben, besonders lieblich.

Für die kleine Runde benötigt man im Winter leichte, aber wärmende Kleidung. Bédar liegt immerhin auf 400 Metern Höhe und die frische Bergluft der Sierra Filabres kann abends und im Schatten etwas kühl werden. Das sollte man nicht unterschätzen. Falls man wegen der Sonne doch ins Schwitzen kommt und der Wind etwas eisiger fegt, tut ein extra T-Shirt zum Wechseln nach der Wanderung gut. Im Sommer braucht man unbedingt einen Sonnenhut. In den Zwischenjahreszeiten reichen auch eine Windjacke und Pullover. 

Achtung - rutschfeste Schuhe sind empfehlenswert

Unbedingt festes Schuhwerk mit griffiger Sohle tragen! Denn an einigen Stellen des Weges muss geklettert werden und durch das Wasser kann es etwas rutschig sein. Teilweise geht es an schmalen Gräben an einem Berghang entlang. Langsam laufen und möglichst höhentauglich sollte man sein! Beachtet auch die Wegweiser (grün-weiße Kennzeichnung), sonst landet man schnell auf den Feldern der Bauern und muss wieder zurück oder über die recht hohen Terrassenmauern klettern.

 Wegkennzeichnung "Falsch", Bedar

Verschnaufpause an den Wasserbecken

Dann und wann sollte man eine Verschnaufpause einlegen. Zum Beispiel unter den schönen alten Johannisbrotbäumen in den Gärten oder an den Wasserbecken, an denen man vorbeikommt. Hier kann man sich auf den Beckenrand setzen, die Füße im Wasser baumeln lassen und seinen Proviant verzehren. Die Wasserbecken heißen:

  • Balsa de Jamontar
  • Balsa Los Chorraores
  • Balsa Alta
  • Lavadero (Waschanlage)

 

Im Becken am Nordhang wird die ganze Woche Quellwasser gesammelt und dann mit einem Schwung auf die Felder über kleine Wassergräben weitergeleitet. Dann müssen die Bauern bereit und auf ihren Feldern sein, um das kostbare Bergwasser an die richtige Stelle fließen zu lassen. Meist haben sie dazu die Erde fein säuberlich geformt, damit das Rinnsal sich zu den Wurzeln der Olivenbäume oder Obstbäume schlängelt. Wenn Wassertag ist, sieht man entlang des Weges in den Kanälen, wie das Wasser bergab fließt.

Balsa Alta, Bedar

Balsa de Chorraores

Dieses halbkreisförmige Becken befindet sich auf halber Strecke des schönen Rundweges und wird von vielen Pflanzen gesäumt. Es ist eine ideale Stelle für einen Zwischenstopp und um einen ausgiebigen Blick in die Landschaft zu erhaschen. Man sieht die Häuser von Bédar aus der Ferne wie sie wie Schwalbennester am Berghang kleben. Der Blick über die grünen Gärten dazwischen und das Summen der Bienen, Zwitschern der Vögel oder Bimmeln der Ziegenglocken, ist wirklich entspannend für die Seele. Ein kleines andalusisches Bergparadies.

Bougainvillea in Bédar, Almeria

Balsa Alta

Dieses am höchsten vor den Hängen der Sierra de Bédar gelegene Speicherbecken ist das größte Auffangbecken für das Quellwasser und hat eine Kapazität von 180 m3. Von hier wird das kostbare Wasser in die umliegenden Gärten weitergeleitet. Dies geschieht ein- bis zweimal wöchentlich. Wenn das Becken vollgelaufen ist, werden die Absperrriegel in den Kanälen geöffnet und das Wasser findet seinen Weg zu den Feldern.

Ruta del Agua, Bedar

Dafür ist ein Regador (dt. Beregner) zuständig. Ein angesehener Posten in einer Dorfgemeinde, der durch gemeinsame Abstimmung gewählt wird. Auf regelmäßigen Wasserversammlungen einigen sich die Bauern über Menge des Wassers und Dauer der Zustellung. Der Service ist kostenlos, doch die Unterhaltung des arabischen Wassersystems eine Arbeit, die getan werden muss. Die Kanälchen entlang der Berge müssen freigehalten werden von Steinen, Schmutz und Laub, die Ventile gewartet und brüchige Mauern renoviert werden. In Bédar ist das gesamte Wassersystem so alt wie das Dorf - also gut 500 Jahre alt.

Relikte von Felsenzeichnungen aus dem 10. Jh.

Hinter dem Staubecken befinden sich die Reste eines alten frühreren Wasserspeichers, von dem nur noch die Grundmauern erkennbar sind. Doch, wer ein Auge fürs Detail hat, sieht hier an den Ruinenwänden 1000 Jahre alte Felszeichnungen. Diese aus dem 10. Jahrhundert stammenden Bilder stellen Jagdszenen dar. Ein verwundetes Reh, das von 2 Pfeilen getroffen wurde und von einem Hund gejagt wird. Auch schachbrettartige Muster in rot und weiß sind erkennbar.

Leider sind keine weiteren Informationen über Zweck und Herkunft dieser historisch bedeutenden Felsenzeichnungen erfahrbar. In Bédar spricht man vom maurischen Erbe mit einer Mischung aus Stolz und Wehmut. Nach alten Legenden im Dorf soll am Wasserbecken Balsa Alta eine alte maurische Burg, das Castillico de los Moros, gestanden haben. Davon ist leider nicht mehr viel übrig. Nur ein schön gelegenes Landhaus befindet sich etwa 50 m weiter oberhalb des Wasserweges, das auch noch sehr arabische Züge trägt.

 Felszeichnungen aus dem 10.Jh., Bedar

 

Dorfquelle - Fuente Temprana

Diese Quelle ist arabischer Herkunft und hieß ursprünglich Alfaquira Alfaguara. Heute hat sie den spanischen Namen Fuente Temprana. Sie gehört zu den Hauptattraktionen des Bergdorfes. Noch immer wird hier Trinkwasser abgefüllt und nach Hause mitgenommen. Sogar aus den umliegenden Gemeinden kommen Leute und holen sich ihr Wasser.

 

 Serena

 

Das Wasser fließt aus zwei Rohren, das man früher in Tonkrüge und heute in Plastikkanistern füllt. Daneben ist ein Auffangbecken, das etwas niedriger und für Tiere gedacht ist. Ziegen, Esel und Pferde hatten hier ihre Trinkstelle, bevor es hinauf auf die Berge ging.

Das stets abfließende Wasser wird weiter unten in einer Waschanlage, dem Lavadero, aufgefangen, wo noch bis vor Kurzem Frauen die Wäsche ihrer Familien im kalten Brunnenwasser wuschen. Der Brunnen und die Waschanlage wurden 1994 rekonstruiert. Eine schöne parkähnliche Anlage mit Blick auf die Südseite des Dorfes. 

Sehenswertes in Bédar:

 Bédar, Almeria

Iglesia Santa María de la Cabeza an der Plaza de Santa María (1558-1570)

Ermita Santa María de la Cabeza auf dem höchsten Punkt im Dorf, dem Cerro de la Virgen

Mesquita de Serena - Ehemalige kleine alte Moschee in Serena (Vorort von Bédar)

Aussichtspunkt Plaza de San Gregorio

Das wichtigste Fest im Jahr findet vom 22 bis 24. September zu Ehren der Dorfheiligen Virgen de la Cabeza  mit Prozessionen und Kirchmessen sowie einer Dorfkirmes statt.

Mehr Infos zur touristisch relativ unberührten Region gibt es unter Touren im Winter in Almeria.

Marienschrein an der Quelle, Serena

Essen gehen in Bédar

Bédar ist mit fünf Bars und Restaurants gesegnet. Die beiden Straßenrestaurants an der Dorfstraße Cortijo und El Paso sind im Sommer gut besucht und viele Tagestouristen sitzen an den Tischen, um die Sonne zu genießen. Das Essen ist solide andalusisch und es gibt ab 20 Uhr viele günstige Tapas. Im El Paso gibt es zeitweise Wildschweinspezialitäten.

Das Restaurant mit dem besten Blick über Berge und Tal und auf das Meer ist das Miramar. Ein Familienrestaurant, wo gute andalusische Küche zu günstigen Preisen angeboten wird. Empfehlenswert ist (Conejo con ajo) Kaninchen mit Knoblauch und auch die Salate. Diese Tapas aus Magra en tomate (Schweinefleisch mit Tomatensoße) und frisch gepresster Orangensaft kostet 2,50 Euro.

Restaurant Miramar in Bédar

Im Ort gibt es noch die an einer Straßenecke befindliche Bar El Empalme, die englische Küche anbietet und bei einigen britischen Bewohnern beliebt ist. 

Unweit der Fuente Temprano befindet sich noch der schön gelegene Landgasthof Fuente, der derzeit (Februar 2015) von englischen Inhabern geführt wird. Der Tee ist also sehr gut. Sonst wird internationale Küche mit Lammgerichten, Pasta und sehr gute lokale Rotweine angeboten. 

Anfahrt und Karte für Bédar

Rund 80 Kilometer sind es von Almeria nach Bédar. Man fährt von der A-7 auf ALP-117. Von hier windet sich AL 6109 in einigen engen Serpentinen hinauf ins Bergarbeiterstädtchen.