Das Festival von Córdoba ist wohl das größte und schönste Hoffest der Welt. La Fiesta de los Patios Córdobeses (Fest der Höfe von Cordoba) wird auch kurz und prägnant Los Patios de Córdoba genannt. Und damit ist auch gesagt, worum es geht. Zwölf Tage lang öffnen die Bewohner Córdobas die Türen und Tore zu ihren wundervoll gestalteten privaten Innenhöfen, den Patios. Diese sind überbordend mit duftenden Blumen dekoriert, die in Töpfen wachsen und an die Wände gehangen werden. Darüber strahlt der blaue andalusische Himmel. Das Fest ist das meistbesuchte Event im Jahreskalender der andalusischen Stadt Córdoba.
Video: Fiesta de los Patios in Córdoba
Blumenteppiche, zauberhafte maurische Mosaike, beeindruckende Wasserspiele und Brunnen - jeder Besucher, der zum ersten Mal nach Córdoba kommt, findet sich in einem Paradies wieder. Überall duftet es betörend nach Jasmin, Geranien und süßen Orangenblüten - dieser Mix aus Farben, Licht und Düften benebelt die Sinne.
Im Mai ist die beste Gelegenheit, sich einmal anzuschauen, wie die Andalusier so ihren Alltag hinter verschlossenen Türen und Mauern gestalten. Bei der Fiesta de los Patios darf man das Innenleben der stolzen andalusischen Haushalte aus nächster Nähe betrachten. Für den Rest des Jahres sind die Patios nämlich hinter dicken Eisengittern, Mauern und Toren vor der Öffentlichkeit und Besuchern der Straße geschützt.
Diese stillen privaten Höfe sind Rückzugsgebiete für die Bewohner, die seit mehreren Generationen in den jahrhundertealten schönen Bürgerhäusern leben. Die dicken Mauern schützen vor der Gluthitze im Sommer und auch den Touristen, die jeden Tag in großen Gruppen durch die andalusische Stadt ziehen. Nur im Mai zeigt man sich und sein Haus für ein paar Tage der Öffentlichkeit. Denn diese Fiesta ist zugleich ein Wettbewerb der Hobbygärtner.
Córdoba: Festival de los Patios
Das Fest findet jedes Jahr im Mai statt. Dann werden Konzerte auf den großen Plätzen veranstaltet und die Patios der teilnehmenden Cordobeser Familien geöffnet und können erstmals besucht und bewertet werden. Jährlich treten unzählige Orte in den Wettstreit. Darunter sind Patios, aber auch Plätze und versteckte Winkel der Stadt.
Die Geschichte der Innenhöfe in Córdoba
Die spezielle Hofkultur von Córdoba reicht zurück bis in die Zeit der römischen Besatzung. In einem Land, wo die Hochsommer unerträglich heiß sind, schützen sich nicht nur Menschen vor der Hitze, sondern auch Blumen und Palmen, Kakteen und selbst die beliebten Kanarienvögel müssen vor der unbarmherzigen Sonne geschützt werden. In der andalusischen Stadt wird es im Hochsommer bis zu 40 Grad. Dagegen sind die Winter oft viel kälter als an der Küste und es gibt sogar Frostnächte.
Wegen des wechselhaften Klimas errichteten die Römer und auch die später hier lebenden muslimischen Einwanderer ihre Wohnhäuser in einer ganz bestimmten Bauweise. Sie wurden nach innen liegend geöffnet und um einen kleinen privaten Innenhof (patio) herum gebaut. Hier kommt die Familie während der heißesten Zeit des Tages zusammen und ruht sich im kühlen Schatten der Pflanzen und Mauern zur Siesta aus. Die Römer bauten die Häuser und Dächer so, dass zugleich kostbares Regenwasser gesammelt werden konnte.
Doch es waren vor allem die Mauren, die besonderen Wert auf diese Art der "Hofkultur" legten und diese stillen Orte zu ganz besonders schönen Plätzen für Kontemplation und Entspannung stilisierten. Dieser Lebensart begegnet man in Cordoba überall - die Menschen scheinen unendlich viel Zeit zu haben und auch das Nichtstun zu genießen.
Sie errichteten aufwändige Springbrunnen, Kanalsysteme für Wasserleitungen, die durch die Höfe fließen, um die Luft im Sommer zu kühlen und ein angenehmes Mikroklima zu schaffen. Die muslimischen Einwanderer stammten aus dem heißen Afrika und kannten sich mit den Bedingungen bestens aus. Solche cleveren Wasserspiele findet man in der Alhambra in Granada, aber auch in andalusischen Bergdörfern.
Die Wasserkanäle und Brunnen helfen, die Hitze in der Stadt zu regulieren. So sind die Temperaturen in Innenhöfen mit sprudelnden Brunnen bis zu 10 - 15 Grad kühler sind als Höfe, wo kein Wasser fließt. Im Sommer machen diese zehn Grad einen großen Unterschied aus.
In der islamischen Kultur wird zudem viel Wert auf ein intaktes Sozialleben und stilvolles Miteinander gelegt. Danach sollte ein Patio nicht nur ein Ort von Schönheit und Einkehr sein, sondern auch ein anregender Platz, wo Menschen gern zusammenkommen und sich unterhalten.
Diese Kultur wurde im gesamten muslimisch geprägten Süden jahrhundertelang bewahrt und gehört bis heute zur typisch andalusischen Lebensart.
Hofkultur in der Liste der UNESCO für Weltkulturerbe
Erst kürzlich wurde der bedeutende kulturelle Faktor der Fiesta de Patios aus Córdoba für die Menschheitsentwicklung erkannt und von der UNESCO als Beitrag Spaniens in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Spanien führt mit seinen Traditionen, Kulturgut und Festen stolz die Liste an. Das Land hat schon jetzt 13 kulturell schützenswerte Ereignisse zum Immateriellen Weltkulturerbe beigesteuert.
Die 2008 von der UNESCO eingeführte Liste des Immateriellen Kulturerbes setzt sich die “Förderung des Bewusstseins für die Bedeutung des immateriellen Kulturerbes und seiner gegenseitigen Wertschätzung auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene” zum Ziel. Bräuche, Traditionen und Kunstfertigkeit sollen geschützt und für die nachfolgenden Generationen als Kulturgut bewahrt werden.
Die UNESCO hat in Spanien insgesamt 44 besondere Stätten als Weltkulturerbe anerkannt. Damit folgt Spanien an zweiter Stelle Italien, das mit 48 Natur- und Kulturstätten den ersten Platz in der Liste belegt.
Die Altstadt von Córdoba ist jedoch weltweit das größte Stadtgebiet, das komplett als Kulturerbe von der UNESCO anerkannt wurde.
Gärten, Blumen, Architektur - Der Schönheitswettbewerb der Höfe
Das Patio-Festival ist nicht nur für Besucher anregend, sondern auch für die Bewohner. Denn es herrscht ein echter Konkurrenzkampf unter den Blumenfreunden. Beim Wettstreit Concurso Municipal de los Patios de Córdoba werden an die besten Hofgärtner begehrte prestigeprächtige Preise verliehen.
Erstmals fand das Hoffest in Cordoba 1918 statt, wobei der erste offizielle Wettbewerb erst im Jahr 1921 vom Rathaus ausgerufen wurde. Aus der Hof- und Blumenschau einen stadteigenen Wettstreit unter seinen Bewohnern zu machen, hält Tradition lebendig, weil Teilnehmer finanziell unterstützt und die Kosten geteilt werden. Während des spanischen Bürgerkrieges wurde die Fiesta de Patios für drei Jahre ausgesetzt, aber nach dem Krieg die Tradition umso leidenschaftlicher wieder aufgenommen.
Preise und Prämien für die kreativste Hofgestaltung
Für die schönsten und am besten gestalteten Hofgärten werden Preise verliehen. Die Hauptprämien werden von Firmen oder der Stadt gesponsort und jedes Jahr ein neues Motto ausgerufen. Die spanische Stromgesellschaft Endesa verleiht einen Sonderpreis für den am besten beleuchteten Innenhof. Es gibt zahlreiche Kategorien wie traditionell, modern, religiös, islamisch, Mudejar-Stil, Familienhaus, Gemeinschaftswerk, architektonisch wertvolle Nutzung von Wasser, Beleuchtung, Blumenvielfalt, Denkmalpflege und vieles mehr!
Dabei dreht sich nicht immer alles nur um Blumen. Die meisten gärtnerischen und architektonischen Kreationen werden von Musik begleitet. Es gibt hervorragende Flamenco-Aufführungen in den Höfen. Außerdem werden besondere Weine und Tapas für alle Besucher angeboten.
So wirkt Córdoba im Wonnemonat Mai wie ein Magnet auf Künstler aus allen Winkeln Andalusiens und dem ganzen Land. Die großen Namen der Flamenco-Szene gestalten das Fest mit improvisierten Konzerten und Straßenfesten an fast jeder Ecke der schönen Stadt mit.
Einige Besitzer der aufwändig und kostspielig gestalteten Patios freuen sich auch über Spenden, die man nach dem Besuch hinterlassen kann. Ansonsten gilt freier Eintritt zu den Patios. Wie so oft in Andalusien wird von niemandem verlangt, Geld für schöne Dinge auszugeben. Das ist eine Frage der Ehre.
Tour mit der Gruppe oder auf eigene Faust mit Smartphone-App
Einige der größeren Patios können das ganze Jahr hindurch besucht werden. Normalerweise wird eine kleine Gebühr erhoben und für Gruppen (ab 15 Personen) Sonderführungen organisiert. Es gibt neun Routenvorschläge des Rathauses quer durch die Stadtviertel von Córdoba, die man auf eigene Faust ausprobieren kann. Ein interaktiver Stadtplan hilft beim Orientieren - puertadelospatios.com
Außerdem kann man sich eine kostenlose mobile App herunterladen und die vorgeschlagenen Routen zu Fuß selbst nachlaufen.
Führungen durch die schönsten Innenhöfe von Córdoba
Die offiziellen Führungen über die schönen Höfe der Privathäuser dauern etwa 2 Stunden und werden von März bis Ende Juni auch außerhalb des Festivals angeboten.
Von März bis April finden diese Führungen von Montag bis Samstag täglich ab 17 Uhr statt. Im Mai und Juni, von Montag bis Samstag, beginnen die Touren täglich ab 19 Uhr. Im Mai gibt es auch sonntags Touren durch die Altstadt.
Preise und Reservierungen für Führungen
- Erwachsene 12 €
- Kinder 9 € (5 - 12 Jahre)
- Kinder unter 5 Jahre frei
Die Touren sind auf Spanisch. Für Führungen auf Englisch bitte +34 620 460 024 anrufen oder eine E-Mail schreiben an: descubrirlospatios@rafaelbarondorador.com
Die besten Routen für das Festival der Patios in Cordoba
Ein Besuch im Palast Viana sollte ganz oben auf der Liste der Sehenswürdigkeiten in Córdoba stehen. Denn dieses lebendige Hofmuseum besteht aus 12 verschiedenen wunderschönen Innenhöfen und bietet Besuchern Einblick in die Geschichte des Hauses und der Stadt aus mehr als fünf Jahrhunderten. Weitere Informationen gibt es auf der Website des Viana-Palastes.
Aber auch die Innenhöfe im Stadtviertel Alcazar Viejo und im Juderia (Jüdischen Viertel) sind besonders sehenswert.
Im ganzen Mai wird in Córdoba gefeiert: Alle Fiestas auf einen Blick
Der Monat Mai ist der absolute Höhepunkt im ohnehin schon vollen Jahreskalender in Córdoba. Die einen Monat währenden Feierlichkeiten werden als Festival de Mayo bezeichnet. Es gibt außer dem Fest der Patios insgesamt drei Hauptveranstaltungen im Mai.
Der Monat beginnt mit dem Festival Cruces de Mayo (Festival der Kreuze), bei dem die Bewohner der Stadt darum wetteifern, wer das am schönsten mit Blumen geschmückte Kreuz dekorieren kann. Es findet zudem eine Prozession mit blumengeschmückten Festwagen statt, die La Batalla de las Flores, Schlacht der Blumen, genannt wird.
Kurz darauf folgt das Festival de los Patios.
Die Feierlichkeiten enden mit der Feria de Córdoba (Stierkampf und Kirmes). Besucher und Einheimische tanzen nächtelang zu traditioneller Flamenco-Musik.
Es gibt keinen schöneren Willkommensgruß an den Frühling als die Maifeiern in der andalusischen Stadt Córdoba.
Nützliche Information für Festivalbesucher
Die Termine für das Festival de Mayo variieren leicht von Jahr zu Jahr. Generell beginnt das Festival de Patios in der ersten Maiwoche, direkt nach dem Fest Cruces de Mayo.
Die endgültigen Termine zu den Veranstaltungen werden vom Rathaus jedes Jahr neu veröffentlicht. Hier geht es zu den Informationen.
Die Besuchszeiten auf den Höfen sind am Morgen und am Abend. Mittags wird Siesta gehalten und die privaten Häuser gehören wieder den Familien. Öffnungszeiten der Patios also täglich von 11 bis 14 Uhr und Sonntag bis Donnerstag 18 bis 22 Uhr. Am Freitag und Samstag sind die Patios abends zwei Stunden länger bis 24 Uhr geöffnet.
Tickets sind kostenlos, müssen aber vorher reserviert und dann vorgezeigt werden. Die Website zur Veranstaltung wird live geschaltet, sobald die Tickets bestellt werden können.
Die Patios sind sechs Zonen zugeordnet. Beim Bestellen der Karten muss mindestens eine Zone gewählt werden. In jeder Zone können zwischen 8 und 12 Innenhöfe besucht werden. Diese Zonen heißen Santa Marina-San Andrés, San Lorenzo-San Agustin, Regina-La Magdalena, San Pedro-Santiago, Judería und San Basilio.
Hier sind weitere Infos der Tourismusbehörde Cordoba
Patronato Provincial de Turismo de Córdoba
Tel: 0034 957 49 16 77
E-Mail: turismo@cordobaturismo.es