Cartagena liegt geschützt von Felsen an einem riesigen natürlichen Hafenbecken. Diese strategische Lage hat die Stadt für sämtliche Seefahrernationen interessant gemacht und sie ist heute nicht nur schön, sondern auch spannend zu besuchen. Cartagena ist eine der ältesten Küstenstädte Spaniens.
In den Bergen rund um die Stadt waren reiche Silber, Blei, Zinn und sogar Goldminen versteckt. Eine Stadt also, die in der Geschichte viele Eroberer anlockte. Die Römer nannten die Stadt Cartago Nova - Neues Karthago, woraus der Name Cartagena hervorging.
Schon immer gaben sich hier Militär und Generäle die Klinke in die Hand. Auch heute befindet sich in Cartagena Spaniens wichtigster Marinehafen für das gesamte Mittelmeer. Die vielen Matrosen und Soldaten spülen immer etwas Geld in die lokale Wirtschaft.
Touristen kommen ebenfalls vor allem vom Wasser her. In letzter Zeit legen hier große Kreuzfahrtschiffe bei ihren Touren entlang der Mittelmeerstädte an. Beliebt ist der Hafenort auch bei privaten Seglern, die hier in der historischen Hafenstadt gern an Land gehen.
Cartagena - Stadt ohne Massentourismus
Cartagena hat das Pech und Glück abseits der Autobahn A-7 zu liegen, die im Hinterland von Murcia bis nach Andalusien führt. Wer nach Andalusien mit dem Auto fährt, will selten den Umweg bis an die Costa Cálida - die Warme Küste - machen. Dabei lohnt sich das durchaus. Vor allem im Winter ist es hier oft wärmer als in Andalusien.
Die neu gebaute teure mautpflichtige E 17, die kürzer und direkter von Andalusien nach Cartagena führt, nutzt so gut wie niemand. So bleibt die Stadt also eher ein Geheimtipp. Dennoch hat Cartagena auch für Landratten alles zu bieten, was man von einer 2000 Jahre alten Kulturstadt am Mittelmeer erwarten darf. Eine weite, schön gepflasterte Hafenpromenade mit Palmen, Cafes, Bars und etliche interessante Museen direkt am Wasser. Die Stadt ist heute Parlamentssitz der Provinz Murcia und Bischofssitz.
Grandiose Kolonialbauten aus der Glanzzeit Spaniens als Cartagena noch wichtiger Hafen für Goldimporte aus der Neuen Welt war prägen das Stadtbild. Cartagena atmet an jeder Ecke Geschichte. Ein gigantisches römisches Amphitheater mit 6000 Sitzen, das die ganze Stadt überblickt und von dessen angrenzendem Park man auf das Meer schauen kann, kann man über versteckte Treppen und Gassen erklimmen.
Im gesamten Stadtgebiet entdeckt man noch Tempel- und Häuserruinen,alte Straßen und Säulen aus der Römerzeit. Bei einem Gang durch das komplett erhaltene römische Stadtviertel, das nun in ein Museum verwandelt wurde, lässt sich nachvollziehen, wie die geschäftstüchtigen Römer das Leben in der Hafenstadt organisiert hatten.
Doch auch das Hier und Jetzt ist spannend - entlang der Hauptstraße Calle Mayor, die direkt zum Hafen Puerto de Culturas führt, gibt es zahlreiche tolle Geschäfte und urige Kneipen, wo frischer Fisch, Muscheln und Tapas angeboten werden.
Geheimtipp für Segler - Cartagenas schöne Altstadt beginnt direkt am Hafen
Cartagena ist also so gut wie in spanischer Hand und wird vor allem von Einheimischen aus Murcia besucht, die wissen, was sie an ihrer schönen Stadt haben. Nur die im Hafen anlegenden Skipper, die auf ihrem Segeltörn durchs Mittelmeer in Cartagena Halt machen, bringen ein wenig ausländisches Umsatz und Geld in die Hafenkneipen. Es sind meist wohlhabende Briten, Deutsche oder Franzosen, die gut gelaunt von Bord gehen und durch die Innenstadt ziehen. Murcia gehört wie auch Cartagena zu den günstigsten Provinzen Spaniens, was Preise für Restaurants oder auch Sehenswürdigkeiten angeht. Tapas und Bier gibt es in vielen Bars schon ab 1,60 Euro.
Auch das nationale Unterwasser-Archäologie-Museum ARQUA kostet nur 3 Euro Eintritt. An Wochenenden, für Rentner und Kinder ist der Eintritt sogar kostenlos. Im Museum kann man interessante Fakten über die auf dem Meeresboden lagernden Schätze versunkener Schiffe erfahren. Spannend auch zu sehen, wie Archäologen diese Schätze als Zeugnisse der Geschichte vor den immer perfekter mit modernster Technik ausgestatteten kommerziellen Schatztauchern schützen wollen.
Das Museum ist in diesem Jahr 2013 um einige Attraktionen reicher geworden. Nach einem erbitterten 5 Jahre währenden juristischen Kampf um die spanische Galeere Nuestra Señora de las Mercedes, die 1804 vor Gibraltar gesunken war, hat der spanische König nun gewonnen. Das US-Schatzsuchunternehmen Odyssey Marine Exploration musste rund 17 Tonnen Gold- und Silbermünzen dem spanischen Museum übergeben.
Andere imposante Objekte im Museum sind geborgene Schätze und Handelsgüter von einst versunkenen Schiffe rund um Cartagena. Interessant auch ein vor dem Badeort Mazarron (Murcia) geborgenes phönizisches Handelsschiff, das nur aus Holz und Seilen gebaut und für die Überquerung des Mittelmeers genutzt wurde. An der Fundstelle im Meer wird derzeit noch geforscht - eine weitere phönizische Barke liegt dort auf dem Meeresgrund.
Museen und römische Tempel in der Innenstadt
Außer dem Meeresmuseum kann man in Cartagena noch auf Spurensuche in der römischen Vergangenheit gehen. Das Museo Tetro Romano mit Amphitheater, das Casa Fortuna, ein 2000 Jahre altes römisches Wohnhaus, das noch komplett erhalten ist und unter einer Straße von Cartagena entdeckt wurde, das Augusteum – eine Tempelanlage für Kaiser Augustus– gehören zu den hervorragend erhaltenen Bauwerken der Römerzeit.
Wie bei allen wichtigen Hafenstädten gibt es an der Stadtgrenze imposante Festungs- und Verteidigungsanlagen auf den Felsen zu besichtigen. Die zinnenbewehrte aus Natursteinen errichtete Batería de Castillitos wurde 2013 als Spaniens Geheimtipp Nr.1 gewählt. Auf der Festung können 18 Meter lange Kanonenrohre bewundert werden, die Cartagena vor Eindringlingen, die über das Meer kamen, schützen sollten. Die Festung befindet sich auf einer schönen Landspitze, die Cabo Tiñoso heißt.
Das römische Amphitheater ist durch das Museo Teatro Romano direkt zu erreichen, kann aber auch von dem oberhalb der letzten Sitzreihe schönen Stadtpark erreicht werden. Über versteckte Gassen und Treppen gelangt auf den den mit Zedern, Pinien und duftenden Büschen bewachsenen Hügel und kann in die Tiefe des Freilichttheaters blicken. Über einen Rundgang durch die schmalen Gassen gelangt man wieder zurück in die Innenstadt und kann die römischen Ruinen auch aus nächster Nähe betrachten.
In Cartagena segeln lernen oder sich segeln lassen
Cartagenas Hafen bietet nicht nur Fischerbooten und Ausflugsschiffen Platz, sondern auch noch einer Segelschule, die regelmäßige Regatten veranstaltet. Wer selbst ein einmal mitsegeln möchte, ob mit eigenem Boot, gechartert oder als Mitsegler, kann sich der regelmäßig stattfindenden Regatta von Cartagena nach Ibiza anschließen. Dabei sollte man sich an den Segelverein Real Club Regatas Cartagena wenden.
Wer das Segeln erst noch lernen möchte, hat die Gelegenheit, in einer der hiesigen Segelschulen einen Segelschein zu machen. Die Schule ist vor allem auf Kinder spezialisiert, die in kleinen Jollen im sicheren Hafenbecken üben können.
Im Hafen Puerto de Culturas lässt sich herrlich die Zeit vertrödeln. Bei einem Spaziergang entlang der Docks entdeckt man historische Segelschiffe, die an den festgemacht sind. Wer will, kann sich bei einer Fahrt mit einem Katamaran im Hafen und in einer der benachbarten Buchten umschauen. Die einstündige Fahrt kostet nur 5,75 Euro.
Auf dem Schiff, das nach dem Hafen "Puerto de Culturas" benannt ist, geht es entspannt zu. An der Bordbar kann man sich bei einem Glas Rotwein oder Cava niederlassen und darüber nachsinnen, wie alt die Stadt nun wirklich ist. Denn die Geschichtsbücher sind jünger als die Geschichte. Angeblich sollen schon Neanderthaler in den Bergen und Höhlen in Cartagena pudelwohl gefühlt haben.
Sehenswertes in Cartagena:
- Arqva - Nationales Museum für Unterwasserarchäologie
- Museo Refugio de la Guerra Civil - Museum zum spanischen Bürgerkrieg
- Casa Fortuna - Römisches Wohnhaus
- Museo Teatro Romano - Amphitheater
- Muralla Púnica – Punische Mauer
- Barrio del Foro Romano – Römisches Stadtviertel
- Castillo de la Concepción - Festung auf den Felsen
- Museo Arqueológico Municipal - Stadtmuseum mit römischen, arabischen, westgotischen und karthagischen Fundstücken
- Museo Naval - Marinemuseum