Wer die ostandalusische Stadt Cuevas del Almanzora in Almeria zum ersten Mal besucht, fühlt sich nach Nordafrika versetzt. Eher orientalisch als europäisch ist es hier. Der Name der Stadt ist arabisch und hat sich aus dem al-Mansura abgeleitet - was so viel heißt, wie "Die Siegreiche".
Die besondere Lage inmitten der verwehten Sanddünen des einst bis hierhin reichenden Mittelmeeres und im breiten Flusstal des Rio Almanzora lassen das Städtchen wie in den Geschichten aus 1001 Nacht aussehen.
Die Landschaft rund um die Stadt ist von den Farben gelb, gold und ocker bestimmt. Der Boden ist sandig, die kalksteinhaltigen Felswände, wo sich vor tausend Jahren Mauren in luftiger Höhe Schutzhöhlen bauten, und die Stadtmauern der Festung, die oberhalb der Altstadt thront, sind ebenfalls aus dem jahrtausendealten Sandstein des Flussbettes gebaut.
Wenn dann noch die Abendsonne an einem lauen Sommerabend tief steht und die Dattelpalmen lange Schatten werfen, glaubt man sich in einer afrikanischen Wüste. Rund um die Stadt wird im fruchtbaren Flusstal Gemüse angebaut. Weite Melonenfelder, Zitronenplantagen und Olivenhaine umringen die Stadt.
Viele Familien leben in jahrtausendealten Wohnhöhlen. Der weiche Kalk- oder Sandstein der Felsen (cerros) eignet sich hervorragend, um Höhlen hineinzuschlagen. Der Name der Stadt verrät schon, dass die Höhlenwohnungen hier schon immer eine wichtige Rolle gespielt haben. Cuevas heißt Höhlen...übersetzt heißt Cuevas del Almanzora also Höhlen des Almanzora.
Dieser einst breite Strom Río Almanzora, der die Berge über 90 km von Nordosten nach Südwesten Richtung Meer durchschnitt und im Laufe der Jahrtausende ein breites fruchtbares Tal schuf, ist der Namensgeber des über 1.200 Jahre alten Städtchens. Das Tal ist die meiste Zeit des Jahres staubtrocken, dennoch bleibt der Fluss unberechenbar. Er speist sich aus den Abflüssen der Sierra Baza und Sierra de Maria im Landesinneren der Provinz Almeria. Wenn es dort regnet, schwillt der Fluss mitunter in wenigen Stunden zu einem reißenden Strom heran.
Von Karthagern gegründet, von Römern erobert
Cuevas del Calguerín ist ein Ortsteil von Cuevas del Almanzora, wo sich 260 Höhlenwohnungen konzentrieren. Viele stammen aus dem Mittelalter, von denen einige immer noch bewohnt sind. Doch schon als die Stadt 209 v. Chr. vom römischen Feldherrn Lucio Escorpión gestürmt wurde und auf den Ruinen der von den Karthagern errichteten Siedlung Baria erbaut wurde, lebten die Menschen hier in den Höhlen.
Umringt ist die Stadt von mächtigen, rohstoffreichen Gebirgen wie der Sierra de los Pinos, Sierra Almagrera und Sierra de Almagro, wo sich der höchste Punkt der Region, der Cerro Cucharón, mit 711 Höhenmetern erhebt.
Cuevas del Almanzora - Nur wenige Minuten bis zum Mittelmeer
Kaum ein Tourist verirrt sich heute nach Cuevas del Almanzora, weil der Ort nicht auf der Tangente der Ferienresorts direkt am Mittelmeer, sondern etwa 12 km landeinwärts liegt.
Dennoch kann man binnen 15 Minuten an den herrlichen Sandstränden von San Juan de los Terreros oder Pulpi oder im beliebten Urlaubsort Vera Playa sein.
Cuevas del Almanzora ist eine ganz normale spanische Stadt. Sagen wir eher, eine andalusische Stadt mit all ihren gemischten Wurzeln der arabischen, karthagischen und lateinischen Einflüsse. Sie hat ihren Charme, ihren Stolz, ihren Rhythmus und ihre unverwechselbaren Sehenswürdigkeiten und eine der bedeutendsten Kunstsammlungen Andalusiens aufzuweisen.
Kommt mit uns auf einen Stadtrundgang - es lohnt sich!
Castillo de Marquis de los Vélez
Die alte Festung befindet sich am Ende des mit engen Gassen durchzogenen Altstadt und ist ein wundervolles Beispiel der andalusisch-arabisch-römischen Burgarchitektur. Sie hat eine breite Mauer, auf der man herumspazieren und in die Umgebung und über die Dächer der Stadt schauen kann. In der Festung befindet sich ein schönes kleines Amphitheater, wo regelmäßig Tanzvorführungen, Konzerte und Theatervorstellungen stattfinden - unter freiem Himmel und umgeben von Palmen.
Nirgendwo gibt es wohl auch einen schöneren Ort für eine Polizeiwache. Die Guardia Civil hat sich im Innenhof in ihrer Wachstube in der Festung verschanzt und fährt mit ihren Streifenwagen stets durch das weit geöffnete Burgtor. Kein schlechter Arbeitsplatz für einen Revierpolizisten.
Die Burganlage besteht aus folgenden Bereichen:
- Römischer Wachturm Torre del Homenaje
- Casa de la Tercia
- Palacio del Marqués
- Innenhof Patio de Armas
Im weitläufigen gepflasterten Innenhof, wo Bitterorangen wachsen und es im Mai herrlich nach deren Blüten duftet, stehen auch gusseiserne Kanonen und es liegen schwere gemeißelte Kanonenkugeln aus Stein herum.
Ohne Zweifel ist der Palastbau aus der Gotik, das Castillo des Marquis de los Vélez, die Hauptsehenswürdigkeit von Cuevas del Almanzora. Erbaut wurde die Festung von Don Pedro Fajardo im 16. Jahrhundert. Er war der erste Marquis von Vélez und hat als sich als Burgherr über dem Toreingang zur Festung in seinem Familienwappen in Stein verewigen lassen.
Im 18. und 20. Jahrhundert wurde die Burg restauriert und hat bis heute mit ihrem gepflasterten Innenhof ihren mittelalterlichen Charme bewahren können.
Öffnungszeiten des Castillo Marquis de los Vélez:
Dienstag - Samstag: 9.30 bis 13.30 und 16 bis 19 Uhr
Sonntag und Feiertage: 10 bis 13:30 Uhr.
Telefon: 0034 950 548 707
Casa de la Tercia - Archäologiemuseum
Im ebenfalls auf dem Burggelände erbauten Haus Casa de la Tercia befindet sich ein einfaches kleines Archäologiemuseum, das Stadtarchiv und die Gemeindebibliothek. Das im neoklassizistischen Stil errichtete zweistöckige Haus stammt aus dem 18. Jahrhundert, fügt sich aber wunderbar in das Ensemble der historischen Bauten ein. Hier mussten die Bürger ihre Tribut an den Marquis zahlen.
Im Museum sind vor allem die Ausgrabungen aus der unmittelbaren Umgebung wie der bronzezeitlichen Stätte Fuente Álamo dokumentiert. Viele Originalobjekte wurden allerdings in das regionale Archäologiemuseum in Almeria geschafft.
Die Siedlung aus der Steinzeit wurde vom belgischen Bergbauingenieur und Archäologen Luis Siret ( 1860-1934) Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt und gilt als eine der wichtigsten Fundstätten der in der Region verbreiteten El-Argar-Kultur. Es sind Grabfunde zu sehen und man erfährt, wie die Steinzeitmenschen ihre Angehörigen bestatteten. Außerdem ist ein komplett erhaltener fossilierter Schädel eines Neanderthalers zu sehen.
Eine Sonderausstellung in den angrenzenden Räumen zeigt unbekannte, aber hoch interessante Radierungen vom aus Toledo stammenden Künstler El Greco (1541 - 1614), der Hunderte von Zeichnungen in Stierkampfarenen anfertigte.
Diese Szenen sind lebensnah dargestellt und erzählen viel über die andalusische Stierkampfkultur. Wie bei den meisten Museen in Almeria kostet der Eintritt nur wenig Geld. Nur ein Euro Spende wird für den Erhalt des Museums verlangt. Da wir die einzigen Besucher sind, spenden wir ein wenig mehr.
Kunstmuseum verfügt über zweitgrößte Gemäldesammlung Andalusiens
Ein weiteres Gebäude der Festungsanlage von Cuevas del Almanzora ist der Palacio del Marqués. Der Palast besteht aus zwei gemauerten Stockwerken und wird von vier zylindrischen Turmstümpfen bewehrt. Im Inneren gibtt es viele Säle zu sehen, die einen zentralen Innenhof umgeben. Hier befindet sich das Museo de Arte Contemporáneo Antonio Manuel Campoy - Museum für Gegenwartskunst - benannt nach dem Kunstsammler, Kritiker und Philosoph Antonio Manuel Campoy aus Cuevas mit einer der besten Gemäldesammlungen Andalusiens.
Zugegeben, die Gegenwart liegt in verschlafenen Kleinstädten meist etwas länger zurück, und so ist auch das Museum für Gegenwartskunst zwar der Moderne gewidmet, aber die beschränkt sich auf das 20. Jahrhundert. Es sind 400 Werke von spanischen Künstlern wie Picasso, Solana, Miró, Pedro Bueno, Tapies, Revello de Toro, Vela Zanetti, Cristóbal Toral, Matias Quetglas, César Manrique, Barceló, Benjamín Palencia, Álvaro Delgado, Lapayese und Clavé im Museum zu sehen.
Höhlenmuseum - Museo de las Cuevas
Am Rande des Höhlenviertels gibt es ein Höhlenmuseum Casa Cuevas, wo man Einblick in die Lebensart und Umstände des Alltags in Wohnhöhlen bekommt. Man lernt, dass das Wohnklima in einer Erdhöhle viel besser ist als in herkömmlichen Häusern oder gar den neugebauten Wohnanlagen, die an vielen Orten Spaniens die Landschaft verschandeln.
Höhlenwohnungen verändern die Landschaft kaum, denn sie haben keine Dächer, keine Zäune und aufwändigen Umbauten. Nur Fenster zur Frontseite, eine Tür und Luftschächte bzw. Schornsteine, die aus dem Erdreich in den Himmel ragen. Immer mehr Spanier, die unter den ständig steigenden Energiepreisen leiden, entscheiden sich für eine Höhlenwohnung. Denn hier kann man Energie sparen - es herrschen konstante Temperaturen und nicht die sonst üblichen Schwankungen wie im Sommer mit mehr als 40 Grad und im Winter unter 12 Grad. Zudem pochen so manche ökologisch interessierte Baufachleute auf das gesunde Raumklima und die Strahlenfreiheit im Erdreich.
Die Öffnungszeiten im Museum sind etwas uneindeutig, besser ist es, vorher anzurufen. Es kommen nicht viele Touristen nach Cuevas del Almanzora und da sind die Museumsmitarbeiter nicht immer pünktlich.
Adresse:
El Calvario
Cuevas Del Almanzora (Almería)
Telefon: 0034 950 548 707
Markttage in Cuevas
Der große Vorhof der Burg wird jeden Dienstag und Donnerstag in ein riesiges Zeltlager verwandelt, wo der lokale Markt abgehalten wird. Bauern der Region bieten frisches Obst und Gemüse an, handgearbeitete Flechtwaren, Teppiche, Körbe oder Tongeschirr wird angeboten. Imker verkaufen gesunden Berghonig, der von den Bienen stammt, die in den umliegenden Bergen Pollen aus Rosmarin, Thymian und Ginster herantragen.
Weitere sehenswerte Architektur und Plätze in Cuevas del Almanzora sind der romantisch angelegte Rathausplatz Plaza de la Constitución im Stadtzentrum mit Springbrunnen und die Kirche Iglesia de la Encarnación. Dieser historisch wertvolle Kirchenbau aus dem 16. Jahrhundert ist das zweitgrößte Religionsbauwerk der Provinz Almeria und steht dort, wo sich zuvor eine alte arabische Moschee befand.
Zum Parken empfehlen wir, mit dem Auto bis hinauf zur Festung zu fahren und dort umsonst auf der Plaza de Libertad am Castillo zu parken, wenn nicht gerade Markttag ist. Die Innenstadt lässt sich von hier ganz leicht zu Fuß erobern. Mit dem Auto verfährt man sich nur sinnlos im Netz der Einbahnsstraßen.
Fuente Alamo - Umgebung von Cuevas del Almanzora
Fuente Alamo ist bedeutendste bronzezeitliche Siedlung der Argar-Kultur, die oberhalb des Flusstals des Rio Almanzora auf einem Hügel der Sierra Algarrobo außerhalb der Stadt an einem strategischen Punkt errichtet wurde. Gegründet wurde die Siedlung in der Frühgeschichte vor rund 3000 v. Z., also als die Pyramiden erbaut wurden!
Rund 600 Jahre lang (zwischen 1900 und 1300 v. Chr.) lebte hier eine Bevölkerungsgruppe vor allem als Bauern und Viehhalter. Das Tal des Flusses muss sehr fruchtbar gewesen sein. Denn sonst lebten Menschen der Bronzeit eher nomadisch und zogen umher, bis sie akzeptable Lebensbedingungen fanden. Fuente Alamo ist eine der frühesten Beispiele für sesshafte Kulturen der Jungsteinzeit auf der iberischen Halbinsel. Hier wurde Kupfer, Silber und Eisenerz abgebaut, eingeschmolzen und von nahen Mittelmeerhäfen nach Nordafrika verschifft.
Minen und Bergbau in der Region
Die rohstoffreichen Berge der Stadt Cuevas del Almanzora hatten schon Phönizier angelockt, die quer über das Mittelmeer reisten, um hier begehrte Metalle wie Blei, Silber oder Eisenerze abbauen zu können. Spuren der frühen Bergbautradition sind noch heute erkennbar.
Viele der Minen, Schornsteine, Fördertürme und Stollen sind jedoch vor allem im 18. Jahrhundert und bis weit in das 19. Jahrhundert in betrieben worden, so dass viele Minenschächte noch heute offen und begehbar sind. Minen bei Los Lobos, Las Herrerias oder El Jaroso haben offene Schächte. Man sollte nicht ohne professionelle Begleitung in die alten Bergstollen hineinklettern!
Foto: Jose Guerrero
In der Sierra Almagrera steht noch ein beeindruckendes Beispiel der vergangenen Industriezeitalters. Die wohl älteste Dampfmaschine wurde hier in die Berge gebaut, um Minerale zu fördern. Zu finden ist die Maschine im Barranco del Chaparral. Bei Las Herrerias befindet sich auch das Dorf Almizaraque, wo sich eine weitere bedeutende archäologische Fundstätte der Argar-Kultur befindet.
Anfahrt nach Cuevas del Almanzora:
Cuevas del Almanzora liegt etwas abseits der Küstenautobahn A-7. Am schnellsten erreicht man die Stadt über den Ort Vera (nicht zu verwechseln mit Vera-Playa) oder von Murcia kommend aus über die Mautautobahn AP-7.
Karte der Region: