Dem pittoresken Dorf El Acebuchal in den Bergen der Axarquia bei Malaga wurden schon verschiedene Namen gegeben. Auf Spanisch heißt der Ort El Pueblo perdido - "Das verlorene Dorf" - oder El Pueblo Fantasma - "Das Geisterdorf".
Denn bis vor gut zehn Jahren war Acebuchal von allen guten Geistern verlassen und beinahe ausgestorben. Doch es geschah ein kleines Wunder und das Dorf wurde von einem Prinzen aus dem Dornröschenschlaf erweckt.
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El Acebuchal, Frigiliana von John Kramer Anklicken und als Vollbild anzeigen lassen, um die komplette 360°-Ansicht zu genießen. Mit der Maustaste links klicken und heranscrollen zum Hineinzoomen in das Bild. Durch Anklicken der Pfeile gelangt man auf die Ebene der Streetview.Acebuchal liegt außergewöhnlich idyllisch im Herzen der Gebirge Sierra Tejeda und Almijara im Alhama-Naturpark. Man findet den Ort auf halber Strecke zwischen den bekannteren touristisch erschlossenen Bergdörfern Frigiliana und Competa.
Die Fahrt führt durch spektakuläre Naturlandschaften, es gibt gutes Essen im Dorf und man bekommt ein gutes Gefühl für die Parallelwelt, in der so mancher Andalusier auf dem Land heute noch lebt. El Acebuchal gehört zu den unsterblichen und zeitlosen Schönheiten des alten Andalusiens und hat eine ganz besondere Geschichte zu erzählen.
Die Geschichte von Acebuchal
Acebuchal hat eine wilde Vergangenheit. Das Dorf wurde ursprünglich im 17. Jahrhundert gegründet und liegt auf der Route der alten Maultierwege, die zwischen Granada und Malaga verliefen. Es war immer eine wichtige Station für die Maultiertreiber, die hier eine Verschnaufpause einlegten und ihre Vorräte wieder auffüllten. Mensch und Tier erholten sich und sammelten neue Kräfte für die beschwerliche Reise durch die weiten andalusischen Berge.
Wie viele andere andalusische Dörfer, wurde auch im friedlichen Frigiliana und Acebuchal während des spanischen Bürgerkrieges viel Unrecht verübt. Frigiliana wurde im Juli 1936 von den Republikanern als "Rotes Dorf" erklärt. Doch die Faschisten nahmen das Dorf im Februar 1937 ein und übten Rache an Jedem, der ihnen zu kommunistisch vorkam.
Es folgten Erschießungen und Gräueltaten. Diese Terrorherrschaft trieb viele Dorfbewohner in die umliegenden Berge, wo sie eine linke Guerillabewegung bildeten, die von einen aufmüpfigen Einheimischen namens José Muñoz Lozano, kurz "Roberto", angeführt wurden. Die wilden Bergmänner nannten sich "Marquis" und versteckten sich in den Wäldern und im Dorf, um von hier gegen die faschistischen Besatzer zu kämpfen.
Der Bürgerkrieg währte noch drei Jahre und endete 1939 mit dem Sieg Francos, dessen Häscher sämtliche Widerstandskämpfer aus den Dörfern vertrieben und verfolgten. Die "Marquis" waren ganz oben auf der Liste der andalusischen Aufmüpfigen.
Nun begann ein langjähriger blutiger Guerilla-Krieg gegen die von Franco eingesetzte Guardia Civil, der bis 1952 andauerte. Frigiliana und Acebuchal lagen direkt an der Frontlinie. Die Dorfbewohner wurden von beiden politischen Seiten drangsaliert.
Im Sommer 1948 ordneten die Behörden die Bewohner von Acebuchal (rund 200 Personen) an, ihre Häuser zu verlassen. Die Dorfbewohner standen unter Verdacht, die Widerstandskämpfer zu unterstützen und Zuflucht und Nahrung zu gewähren.
Wie im Märchen: Der Traum eines guten Mannes
Acebuchal wurde zum Geisterdorf, da alle flüchteten und blieb bis 1998 gänzlich unbewohnt.
Dann erfüllte sich ein vertriebener Mann namens Antonio, El Zumbo, einen Lebenstraum und kehrte nach Acebuchal zurück. Er wollte sein Heimatdorf Stück für Stück wieder aufbauen. Was dieser einzelne Andalusier geschaffen hat, ist wirklich beeindruckend und ein Zeichen für den unerschütterlichen Glauben an eine bessere Zukunft. Alles wurde von Hand und ohne elektrische Maschinen wieder aufgebaut - denn bis 2003 gab es in Acebuchal weder Strom noch Wasser.
Antonios Familie betreibt heute im Dorf ein gut gehendes Restaurant und Landhotel. Das Essen ist hervorragend; die meisten Produkte stammen aus der Region und das Gemüse wird im Bioanbau herangezogen.
Besonders schmackhaft und üppig sind die Salate, ebenso wie das selbst gebackene Brot, Süßspeisen, Eisspezialitäten und das von der Familie selbst gepresste Olivenöl. Die Spezialität des Hauses sind die Wildgerichte aus Wildschwein, Kaninchen, Ente oder Lamm.
Das Restaurant sollte man bei einem Tagesausflug unbedingt besuchen und ein bisschen was zurückgeben an die Familie, der man die Wiederauferstehung dieses wunderschönen Dorfes zu verdanken hat.
Bergdorf ohne Bank und Telefon - Bargeld mitbringen
Ganz wichtig ist bei einem Besuch in Acebuchal, unbedingt Bargeld mitzubringen. Im Dorf gibt es keinen Telefonanschluss und die Zahlung mit Kreditkarten wird nicht akzeptiert. Das Restaurant ist montags geschlossen. In jedem Fall ist es ratsam, Antonio vor einem Besuch in Acebuchal anzurufen.
Telefon: +34 650 617 901 oder +34 666 790 895. Das Restaurant hat auch eine eigene Website, wo Informationen aktualisiert werden. (Sein Sohn, der auch Antonio heißt, spricht fließend Englisch).
Ein Spaziergang durch die Straßen und Gassen von Acebuchal und der Besuch der kleinen Dorfkapelle gleicht einer Reise zurück in die Vergangenheit. Maultiere und Esel sind immer noch beliebtes Transportmittel.
Naturliebhaber und Menschen, die noch Reste des alten tradionellen Landlebens in Andalusien finden wollen, könnten sich keinen besseren Ort vorstellen. Die Wanderungen durch die umliegenden Berge sind unübertroffen und es gibt im gesamten Gebiet eine reiche Tierwelt. (Wildschweine leben in unmittelbarer Dorfnähe).
Abstecher ins Wasserkraftwerk - Fabrica de la Luz
Wer die Umgebung noch etwas näher kennenlernen möchte, sollte sich zur nahe gelegenen Fabrica de la Luz (III) aufmachen. Dieses alte Wasserkraftwerk von Acebuchal ist eine interessante Sehenswürdigkeit und befindet sich in ländlicher Idylle und bietet einen herrlichen Platz für ein Picknick am quirligen Bergfluss.
Ein etwa vier Kilometer langer Forstweg führt von Acebuchal zur Fabrica de la Luz. Der Weg ist recht gut ausgebaut und kann auch mit einem normalen Auto gefahren werde, wenn die Straße auch sehr schmal geraten ist. Wer sich allerdings auf einer ungesicherten Bergstraße unwohl fühlt, sollte sich die Fahrt genau überlegen. Die Straße ist nichts für Leute mit schwachen Nerven.
Der Abstieg vom Berg zum Kraftwerk ist recht einfach. Der Pfad ist in gutem Zustand. Doch der Rückweg kann gerade in den heißen Sommermonaten etwas anstrengen, da es dann bergauf geht. (Viel Trinkwasser mitnehmen!)
Die Fabrica de la Luz ist eine echte kleine Oase mitten im Naturpark und gar nicht so industriell wie ihr Name klingt. Hier geht es beschaulich zu - das Wasser sprudelt einfach nur den Berg hinab und wird in verschiedenen Becken aufgefangen. Es gibt jede Menge natürliche Schwimmbecken unter den Felsen und kleine Wasserfälle. Hier kann man sich an einem heißen Sommertag herrlich abkühlen. Das Wasser ist sehr sauber und hat Trinkwasserqualität.
Die andalusische Landesregierung Junta de Andalucia hat das Gebiet als Area Recreativa geschützt und für Naturfreunde einen Platz für Camping und für Picknick eingerichtet. Es wurde sogar ein öffentlicher Grillplatz geschaffen. Wer hier über Nacht bleiben und campen will, muss sich jedoch zuvor eine Genehmigung besorgen.
Anfahrt nach Acebuchal
Den Schildern bis in den Stadtkern von Frigiliana folgen und dann kurz vor der Einfahrt ins Zentrum auf die Straße nach rechts fahren. Jetzt sollte man auf der alten Straße Torrox-Competa (MA- 9012) gelandet sein. Siehe Karte.
Die Straße windet sich immer weiter nach oben die Berge hinauf (spektakuläre Aussicht auf Nerja). Nach ca. 2 km die Augen offen halten, um das Schild auf der rechten Seite nicht zu übersehen.
Hier steht ein großes Holzschild mit Werbung für die Bar und Restaurant in Acebuchal. Rechts abbiegen. Der Weg windet sich nach rechts weiter hinauf und man gelangt auf der Bergspitze an eine Kreuzung. Dort rechts nach Acebuchal abbiegen. Die Teerstraße verwandelt sich nun in eine holprige unbefestigte Bergstraße und nach ein paar Kilometern geht es hinunter ins Dorf. Folgen Sie der gleichen Landstraße, wenn Sie weiter zur Fabrica de la Luz fahren wollen.