Wieder eine andalusische Stadt, die so gut wie kein Strandtourist kennt und die trotzdem voller Prunk und Gloria steckt wie so viele tolle alte Städte im Hinterland von Andalusien. Allein die Lage von Jaén (sprich Chaenn) ist überwältigend. Als wollte sich die die stolze Kleinstadt an den Felsen festklammern, der wie eine Theaterkulisse die historische Altstadt überragt, und von hier aus höhnisch auf die Felder der Bauern herabblicken...dabei verdankt die Stadt ihren Glanz einzig und allein ihrem Umland.
Oficina de Turismo Jaen. Foto: Agustín Garzón Martínez
Richtung Norden breitet sich unterhalb von Jaén die unendliche Weite der Olivenhaine bis an die Grenze von Kastilien aus. Das ganze Umland von Jaén ist mit Olivenbäumen bepflanzt, denn die fruchtbaren Böden und das besondere Klima lassen die Bäume hier besonders gut gedeihen.
Olivenöl aus Jaén zählt zum besten der Welt und wird in alle Länder exportiert. Das flüssige Gold, wie die Andalusier ihr Olivenöl nennen, hat viel Reichtum und Ruhm in die Stadt gebracht. Jaén gilt heute als die Welthauptstadt des Olivenöls.
Jaén und die Siesta - Die besten Besuchszeiten
Jaén kann man in einem Tagesbesuch erkunden (ausser Sie möchten hier ein Ferienhaus mieten), sollte sich aber einen Plan machen, denn die Stadt ist sehr eng gebaut wegen ihrer Lage so dicht am Gebirge. Mit dem Auto kommt man durch die schmalen Einbahnstraßen kaum durch. Das Mietauto also unbedingt am Stadtrand oder in einem Parkhaus abstellen und sich dann zu Fuß zum Stadtbummel aufmachen. Und das braucht ein bisschen Zeit. Wo die besten sechs Sehenswürdigkeiten sind, erfahrt ihr hier.
Am besten startet man am frühen Vormittag mit dem Stadtspaziergang, denn Jaén ist sehr konservativ, was die Siesta angeht. Zwischen 14 und 17 Uhr hat alles zu und die sonst lebendige Stadt versinkt im Halbschlaf.
Viele Museen, Kirchen, Läden und öffentliche Gebäude machen Mittagspause und sind verschlossen. Die Straßen sind leer gefegt und alles rennt in die Bars und Restaurants, um sich ein gemütliches Plätzchen im Schatten zu sichern.
Die Altstadt konzentriert sich im höher gelegenen Teil Jaéns und ist der sehenswerteste Bereich. In der Unterstadt findet eher das typisch spanische Leben statt, mit Einkaufszentren, Sportplätzen und der Universität.
Fangt also gleich mit den Dingen an, die hinter Mauern und verschlossenen Türen zu entdecken sind und hebt die frei zugänglichen Sehenswürdigkeiten wie Parks, Kathedrale und romantische mittelalterliche Plätze mit Springbrunnen für die Siesta auf.
Im Winter kann es in Jaén recht kühl werden mit weniger als 10 Grad, im Hochsommer dagegen brütend heiß mit mehr als 40 Grad. Die beste Besuchszeit ist Frühjahr und Herbst.
Die sechs besten Sehenswürdigkeiten in Jaén
1. Castillo de Santa Catalina
Oficina de Turismo Jaen. Foto: Agustín Garzón Martínez
Die meisten Leute in Jaén meinen, es sei zu weit zum Castillo hinauf zu laufen, aber jeder hat ja eine andere Vorstellung von Entfernungen und ich hab die Erfahrung gemacht, dass die meisten Menschen ein bisschen fauler sind als ich, abgesehen von Extremsportlern. Vor allem die Andalusier mit viel Zeit, die man als Tourist nach dem Weg fragt, laufen nur ungern irgendwohin, sie tanzen lieber oder sitzen in Cafes herum.
Man kann eigentlich recht bequem zu Fuß aus der Altstadt bis hinauf zur Sierra Catalina gelangen und die Festungsmauern und Burg erklimmen.
Oficina de Turismo Jaen. Foto: Agustín Garzón Martínez
Von Weitem sieht die Festung aus dem 13. Jahrhundert wuchtiger aus als sie ist. Einmal oben, merkt man, dass dies eine reine Verteidigungsburg war, wo nicht viele Leute hineinpassten. Die Hauptattraktion ist vor allem die dicke Mauer mit den Zinnen, die bis zu 40 m hohen Türme und das Verlies, wo man umherlaufen kann. Leider ist die aus Feldsteinen gemauerte Burg im Inneren sonst vor allem eine Ruine.
Dabei war die Festung eine der wichtigsten Burgen im alten Maurenreich Andalusien. Sogar Napoleons Truppen nutzten das Castillo Santa Catalina als Stellung und verschanzten sich hier. Wenn man heute die Burg besichtigt, bekommt man ein kleines Heft mit Infos zur Geschichte und kann sich selbständig auf Erkundungstour machen.
Oficina de Turismo Jaen. Foto: Agustín Garzón Martínez
Von der Burg aus führt ein kleiner Pfad zum Hügel La Cruz mit einem weißen Kreuz, von wo man einen spektakulären Blick über die ganze Stadt und die Olivenhaine hat. Neben der Burg wurde ein edles Parador-Hotel errichtet und es fahren auch Taxis bis hier hinauf. Wer nicht zu Fuß laufen will, kann also auch fahren oder sich chauffieren lassen. Parken auf dem Hotelparkplatz. Im Sommer finden im romantisch beleuchteten Burghof nachts Konzerte und Veranstaltungen statt.
Öffnungszeiten: 10 bis 14 und 15.30 bis 19.30 Uhr, im Sommer bis 21 Uhr. Montags und Sonntag nachmittags geschlossen.
Tel: +34 953190455
Preise: 3,50 Erwachsene, ermäßigt 1,50 Euro
2. Die Kathedrale von Jaén
Oficina de Turismo Jaen. Foto: Agustín Garzón Martínez
Das Herzstück der Stadt ist die Kathedrale, die im mitten in der mittelalterlichen Altstadt liegt und ein bisschen zu groß geraten wirkt zwischen den kleinen weißen andalusischen Häusern. Sie erinnert in ihrem Prunk an die Kathedralenplätze von Santiago de Compostela oder gar Mailand.
Die Kathedrale steht auf den Resten einer Moschee, die im Jahr 1249 abgerissen und wie in ganz Spanien üblich nach der Vertreibung der Mauren mit einem christlichen Gotteshaus neu bebaut wurde.
Aber auch die Kathedrale ist im Laufe der Geschichte immer wieder zerstört worden und musste in den darauffolgenden zwei Jahrhunderten neu errichtet werden, bis sie im 16. Jahrhundert ihren letzten Schliff erhielt. 1724 wurde die mächtige Kathedrale offiziell eingeweiht.
Die Kathedrale wurde von verschiedenen Architekten entworfen. Doch ihr wichtigster Baumeister war der Renaissancearchitekt Andrés de Vandelvira, der auch die wunderschönen Paläste und Kirchen in den andalusischen Nachbarstädten Ubeda und Baeza bauen ließ.
3. Palacio de Villardompardo
Jaéns zweitwichtigste Attraktion ist der Palacio de Villardompardo - ein grandioser Palast aus dem 16. Jahrhundert, der in einem kleinen Winkel der oberen Altstadt versteckt ist. Der Palast beherbergt eine beeindruckende Sammlung mit mehr als 400 Gemälden und Skulpturen, die vor allem von spanischen Künstlern aus dem 19. Jahrhundert stammen.
Wer sich ein bisschen für die Geschichte der alten Stadt interessiert und wissen möchte, wie die Menschen vor der Industrialisierung so ihr Überleben sicherten, kann sich im Heimatmuseum Museu de Artes y Costumbres populares, das sich ebenfalls im Palast befindet, umsehen.
Oficina de Turismo Jaen. Foto: Agustín Garzón Martínez
Hier sind noch viele alte Gerätschaften und Produkte aus einer der Zeit erhalten, als die Menschen noch alle lebenswichtigen Dinge in den Städten selbst herstellten. Schmiede, Zimmermänner, Bauern, Korbflechter und Keramiker haben in den Werkstätten von Jaén gerackert und zum Wohlstand und Wachstum der Stadt beigetragen.
4. Die arabischen Bäder
Der Clou im alten Palacio Villardompardo ist das nahezu vollständig erhaltene arabische Bad aus dem 11. Jahrhundert, das sich im Gewölbe tief unter dem Palast befindet. Ursprünglich hatten die Römer das Bad gebaut, aber die Mauren haben die ganze Anlage verschönert und im typischen arabischen Stil ausgebaut. Es ist ein erhabenes Gefühl, 600 Jahre später zwischen den Säulen und Becken umherzuwandeln und sich vorzustellen, wie sich hier die maurischen Kalifen im Hammam den schönen Dingen des Lebens zuwendeten.
Oficina de Turismo Jaen. Foto: Agustín Garzón Martínez
Museum im Palacio de Villardompardo
Adresse: Plaza de Santa Luisa de Marillac
Tel:+34 953248068
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 9 bis 15 Uhr. Eintritt frei.
Im Museo de Jaén, das etwas nördlich vom Stadtzentrum liegt, können Kunstinteressierte einige Werke der berühmten spanischen Maler Murillo, Antonio del Castillo und sogar unbekanntere Bilder von Picasso sehen. Hier sind auch bedeutende archäologische Fundstücke aus der Gegend und der Stadt wie phönizische Sarkophage für die Nachwelt aufbewahrt worden.
Adresse: Paseo de la Estación, 27
Tel.:+34 600143452
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Samstag von 9 bis 19.30. Sonntags, Feiertage und im Sommer 9 bis 15.30 Uhr
6. Die schönen alten Kirchplätze und Plazas von Jaén
Wenn ihr jetzt genug umher gelaufen seid, solltet ihr es wie die Jiennenses (Einwohner von Jaen) machen und zur Siesta übergehen.
Dafür eignen sich die kleinen Plätze und Parks mit den sprudelnden Springbrunnen, weil es hier schattig und kühl ist. An der Plaza Santa Luisa de Marillac oder Plaza de Posito kann man herrlich Kaffee trinken und den Passanten nachschauen - das ist eine Art andalusischer Volkssport und man muss sich nicht komisch dabei vorkommen.
An den mittelalterlichen Plätzen stehen oft schöne alte Kirchen wie an der Plaza San Bartolome mit der gleichnamigen gotischen Kirche im Mudejar-Stil. Gegenüber der Kirche steht das Casa de Miedo - Haus der Angst - in dem es mehrere tragische Unfälle gab. Man erzählt sich, dass im 18. Jahrhundert im Haus nachts ein weiß gekleidetes Gespenst sein Unwesen trieb. So einige Bewohner von Jaén wollen den Geist von der Plaza aus beobachtet haben.
Nicht weit von dieser Plaza kommt man zu einem weiteren romantischen Platz, der Plaza Ildefonso, wo die wunderschöne gotische Kirche San Ildefonso von 1280 steht. Wie ein altes Spukschloss in Transilvanien sieht die Kirche mit dem großen Tor und den Mauern steht. Der spanische Grafiker Victor Esquerro Paez hat über Jaén einen Blog mit wundervollen historischen Fotomontagen gemacht, wo man die Herrscher aus der Vergangenheit mit ihren Uniformen und Kostümen vor den Mauer der Kirchen und Paläste sehen kann. Hier klicken.
Foto mit freundlicher Genehmigung von Victor Esquerro Paez.
Zur Semana Santa, der feierlichen Osterwoche, ist diese Kirche und der Platz ideal, um den Prozessionen zu zusehen. Hier plätschert ein Springbrunnen, es blüht der Oleander und es weht immer ein angenehmes Lüftchen.
In Jaén wird wie in vielen andalusischen Städten ein mystischer Marienkult betrieben. Der Legende nach soll in der Nacht vom 10. zum 11. Juni 1430 aus dem Himmel eine Frau mit Kind herabgestiegen sein und die Stadt von der Belagerung der Mauren befreit haben. Die Virgen María (Jungfrau Maria) sei zur Kapelle San Ildefonso gelaufen und wurde von Soldaten begleitet. Bis heute wird die Jungfrau als Schutzpatronin von Jaén veehrt. Am Altar dieser Kirche wurde das Mysterium dargestellt.
Die seitliche Fassade der Kirche und die aus Stein gehauene Kirchendecke stammen aus der Renaissance und wurde vom berühmten spanischen Architekten Andrés de Vandelvira entworfen, der auch die Kathedrale mitbaute. Der Architekt des 16. Jahrhunderts liegt in der Kirche San Ildefonso von Jaén bestattet.
Aber auch die Plaza de Santa Maria, an deren Südseite die Kathedrale steht und gegenüber das Rathaus von Jaén, ist trotz der Größe ein gemütlicher Platz zum Ausruhen. Unter den Bäumen sind viele Bänke, wo man sich jederzeit niederlassen und das Plaza-Leben beobachten kann.
Essen gehen, Olivenöl testen und die Umgebung erkunden
Jaén ist erstaunlich großstädtisch und zugleich entspannt provinziell. Rund um die Kathedrale sind viele kleine Häuser und einige Einkaufsstraßen mit alten Geschäften, Restaurants und Cafes zu finden. Hier kann man sich jederzeit eine Pause einlegen, wenn man zu viel auf den Beinen war.
Gleich in der Nähe des Kathedralenplatzes gibt es in der Seitenstraße Calle Campanas viele alte originelle Bars wie etwa das Cafe Manila, wo den ganzen Tag klassische Musik vom Plattenspieler aufgelegt wird.
In der Straße Calle Bernabe Soriano finden sich etliche Restaurants mit typischer lokaler Gastronomie wie in der Taverne Mangasverdes. Nur ein paar Schritte weiter auf der gleichen Straße findet man die ältesten Bars von Jaén in einer Gasse, wo an den Wänden Blumentöpfe hängen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie lange sich Traditionshäuser halten in Spanien, trotz vieler politischer Umbrüche.
Das Restaurant El Gorrion (Der Spatz) von 1888 und das benachbarte kleinere La Manchega (Frau aus La Mancha) von 1886 werden immer noch betrieben und wenig hat sich geändert! Hier gehen die Einheimischen aus und lassen sich kostenlose Tapas zu ihren Weinen oder Bieren servieren. El Gorrion ist eine Bar voller Stilbrüche mit Kneipenpiano, griechischen Säulen und der Saloon-Atmosphäre eines Westerns.
In der Hauptstadt des Olivenöls sollte man auch Gelegenheit nutzen, das frisch gepresste Flüssige Gold, wie die Einheimischen ihr Öl nennen, zu verkosten.
Foto: Aceitera Jaena
Der am nächsten in der Stadt gelegene Olivenölproduzent Aceitera Jaenera hat sein Geschäft in einer zwar weniger attraktiven Straße, doch der Besuch lohnt sich. Hier kann man das ausgezeichnete Olivenöl der Region gleich im Laden verkosten und sich mit ein paar Flaschen feinstem Picual (kleine feine andalusische Sorte) eindecken.
Aceitera Jaenera liefert auch ins Ausland und man kann sich bei größerem Bedarf das Lieblingsöl nach Hause schicken lassen. Siehe Karte auf Googlemaps.
Foto: Aceitera Jaena
Wer sich für die Olivenanbau interessiert, kann sich einer geführten Tour durch die Plantagen anschließen. Die Tour La Cultura del Olivo kostet beispielsweise nur 38 Euro und führt zu einer Hacienda, wo ein Olivenölmuseum untergebracht ist, durch die endlosen Olivenhaine und in eine moderne Almazara (Ölpresse).
Oficina de Turismo Jaen. Foto: Agustín Garzón Martínez
Zwischendurch gibt es kleine Snacks aus der Region mit den Ochicos (Brot aus Olivenöl, Paprika und Salz), in Knoblauch eingelegten Oliven und den hervorragenden Rotweinen aus dieser Gegend.
Entfernung von Jaén zu anderen andalusischen Städten:
- 92,5 km bis Granada
- 104 km bis Córdoba
- 129 km bis Malaga
- 242 km bis Sevilla