In der nordspanischen Provinz Kantabrien befinden sich rund 9.000 entdeckte Höhlen. Doch die berühmtesten sind 10 grandiose Höhlen, die über beeindruckende Felsenzeichnungen verfügen. Hier haben die ersten Menschen ihre Spuren an den Wänden hinterlassen und uns aus ihrem Lebensalltag interessante Details verraten.
Die Höhlen von Altamira zählen zu den bekanntesten in Kantabrien und verfügen über umfangreiche Höhlenmalereien, die 1985 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Damit will man die Höhlen vor dem Verfall bewahren und die Kunstwerke beschützen. In einer Artikelserie stellen wir alle imposanten Höhlen aus Kantabrien vor, die zum UNESCO-Erbe gehören. Die ersten fünf werden in diesem ersten Teil behandelt.
Die Höhle von Altamira (Cuevas de Altamira auf Spanisch) mit den paläolithischen Höhlenmalereien ist wohl die Hauptattraktion für alle Spanienreisenden, die sich für die urzeitliche Höhlenkunst interessieren. Doch außer der Altamira-Höhle gibt es noch andere Höhlen, deren Besuch sich lohnt. Eine der weltweit bekanntesten ist die Höhle von Lascaux. Andere sind etwas unbekannter und werden auch weniger häufig besucht. Zu nennen wären El Castillo, Las Monedas, La Pasiega, Las Chimeneas, Covalanas, El Pendo, Hornos de la Peña, Chufín und La Garma.
Diese Höhlen mit oft kilometerlangen, tiefen Gängen und beeindruckenden Sälen beherbergen paläolithische Höhlenkunst aus der Periode zwischen 35.000 bis 11.000 v. Chr. Sie sind als Zeugnisse aus der frühzeitlichen Geschichte, als sich erste Menschengruppen in Sippen organisierten, von unschätzbarem Wert. Die kulturelle Tradition, religiöse Vorstellungen und das Leben dieser Menschen lässt sich an vielen Zeichnungen, die meist mit den Fingern angelegt wurden, ablesen und so über die Vergangenheit der Frühmenschen viel erfahren.
Eine Rundreise zu den wichtigsten paläolithischen Höhlenmalereien in diesem Teil Nordspaniens führt nicht nur unter die Erde, sondern auch zu schönen Landschaften, alten Dörfern und tollen Bergregionen. Folgen Sie uns und besuchen Sie die ersten fünf berühmten Höhlen in Kantabrien:
Die Höhlen von Altamira
Die heute weltweit bekannte und wohl am meisten besuchte spanische Höhle ist die Cueva de Altamira, die im Jahre 1868 entdeckt wurde. Sie liegt etwa zwei Kilometer vom Zentrum von Santillana del Mar entfernt. Die kleine Stadt zählt zu den schönsten Orten Spaniens, denn hier leben die Menschen noch wie vor hundert Jahren mit Verzicht auf alle Annehmlichkeiten der Moderne. Es wird kein Auto gefahren, man arbeitet in Familienbetrieben oder in Bauerngemeinschaften und erlauben keinerlei neue Bauwerke in dem schönen mittelalterlichen Städtchen. Santilla del Mar liegt etwa 30 km westlich von Santander, der Hauptstadt von Kantabrien.
Die Höhle von Altamira ist die wichtigste Höhle aus der Altsteinzeit und gilt als größte und bekannteste der mit Malereien versehenen Höhlen in der Welt. An der 270 Meter hohen Decke sind faszinierende Malereien und Felsritzungen angelegt worden. Wegen ihrer Bemalungen wird Altamira auch als die "Sixtinische Kapelle der Höhlenmalerei" bezeichnet. Die Gemälde stellen meist Tiere dar: Bisons, Pferde, Hirsche, Wildschweine und Bullen sind zu erkennen. Gemalt wurde hauptsächlich in gelb, braun und rot. Es wurden aber auch viele Zeichnungen mit schwarzer Manganerde angelegt. Die Höhle ist nach heutigem wissenschaftlichen Stand 14.000 Jahre alt. Altamira gilt als herausragendes Beispiel der Frankokantabrischen Höhlenkunst.
Derzeit sind die Haupträume und die als erstes entdeckten Areale der Altamira-Höhle für die Öffentlichkeit gesperrt, denn die jahrtausendealten Kunstwerke können dem Besucheransturm nicht mehr standhalten. Die ständige Feuchtigkeit durch den Atem der Menschen droht, die Farbe der Malereien zu zerzersetzen. Allerdings kann man eine beinahe identische Replik von der Größe der ursprünglichen Höhle im benachbarten Museum, das sich La Neocueva nennt, besuchen. Hier gibt es ein interaktives Museum mit neuesten Technologien, das Besuchern die Möglichkeit gibt, die wertvollen archäologische Funde aus Altamira und aus anderen Höhlen in Spanien genau zu untersuchen und viele interessante Fakten aus der Steinzeit zu erfahren.
© Gobierno de Cantabria
Öffnungszeiten des Museums von Altamira:
- von Mai bis Oktober: von Dienstag bis Samstag von 9.30 bis 20 Uhr. Sonntags und an Feiertagen 9.30 bis 15 Uhr.
- von November bis April: Dienstag bis Samstag von 9.30 bis 18.00 Uhr, Sonn-und Feiertagen von 9.30 Uhr bis 15 Uhr.
Die Höhlenanlage Monte Castillo
Die Höhlen Del Monte Castillo bestehen aus einem weit verzweigten Komplex von vier Höhlen: El Castillo, Las Monedas, Las Chimeneas und La Pasiega. Allerdings dürfen nur die ersten zwei besucht werden. Die Höhlenanlage wurde 2008 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Zu finden ist die Höhle in Puente Viesgo, einem kleinen Dorf etwa dreißig Kilometer südlich von Santander.
Die Höhle El Castillo wurde im Jahre 1903 entdeckt und gilt als eine Stätte von großer archäologischer Bedeutung, da sie interessantes Wissen über die ersten Berufe, die in Kantabrien ausgeübt wurden, vermittelt. Es wurden Reste aus der Altsteinzeit und aus der Bronzezeit geborgen und analysiert. Die Höhle war mehr als 150.000 Jahren lang bewohnt. Im Inneren der Höhle El Castillo wurden etwa 300 Felsmalereien entdeckt, von denen etwa 200 Tiere darstellen. Am beeindruckendsten sind die Negativ-Abdrücke von Handflächen an den Wänden. Diese Zeichnungen und Abdrücke gelten als die ältesten Kunstwerke der Welt und sollen rund 40.000 Jahre alt sein. Es ist nicht sicher, ob sie von Homo Sapiens oder gar von Neandertalern stammen.
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Die Höhle Las Monedas wurde im Jahr 1952 entdeckt und verdankt ihren Namen einer Münze aus der Zeit der Katholischen Könige, die im Inneren gefunden wurde. Es ist eine Höhle mit einem kleinen Eingang und mehreren Sälen und Gängen, wo man imposante Stalagmiten, Stalaktiten und andere Höhlenformationen sehen kann. Aber am interessantesten sind aber auch hier die Zeichnungen, die alle in schwarz angelegt wurden. Vier Bilder stechen besonders heraus, denn sie stellen gut erkennbare Rentiere und Bären dar. Die Tiersymbole deuten darauf hin, dass die Mensche hier in einer sehr kalten Periode gelebt haben müssen. Neben den Tieren gibt es noch weitere Zeichen, deren Bedeutung bis heute nicht erklärt werden konnte und ein spannendes Rätsel für künftige Archäologen und Historiker ist.
Die Höhlen Las Chimeneas (übersetzt Die Schornsteine) wurden im Jahr 1953 entdeckt und bestehen aus einem Höhlensystem aus zwei Etagen. Die in der Höhle befindlichen merkwürdigen Karstformationen, Stalagmiten und Stalaktiten, die hier die Gestalt von Schornsteine annehmen, haben der Höhle den Namen gegeben. Das Obergeschoss besteht aus einem Labyrinth von Gängen und Sälen, die keine bedeutenden archäologischen Funde aufweisen. Die untere Etage besteht jedoch aus drei interessanten Bereichen. Gleich im ersten Areal befinden sich in der Nähe des Eingangs in die Wand gekratzte unvollständige Tierfiguren. Etwas tiefer im Höhleninneren wurden in einem anderen Raum eine Reihe von schwarzen Umrisszeichnungen entdeckt, die aus rätselhaften dreigeteilten Rechtecken bestehen. Schließlich sind im dritten Bereich klar auszumachende, sehr elegant mit schwarzer Farbe gezeichnete Formen von Hirschen, Steinböcken und Pferden zu finden.
Die Cuevas de las Chimeneas gehören wegen des hohen Alters und der Bedeutung der Höhlenmalereien seit Juli 2008 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Hier ist ein Video der Höhle Cuevas de las Chimeneas (Spanisch) in ihrer natürlichen Umgebung und bei einem Besuch japanischer Höhlenforscher zu sehen.
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Die Cueva de la Pasiega wurde im Jahre 1911 entdeckt und besteht aus einer großen Hauptgalerie, von der 120 Meter gut erschlossen sind und über sechs verschiedene Ausgänge mit einer zweiten Galerie verbunden sind. Diese Labyrinthe führen durch verschiedene Gänge und neue Räume, wo sich viele Zeichnungen und Malereien aus der Altsteinzeit befinden. Das Alter der Malereien wird auf 16.000 v. Chr. geschätzt. In der Cueva de la Pasiega befindet sich die größte Konzentration von Höhlenmalereien (mehr als 700 Bilder) auf der Iberischen Halbinsel. Die meisten Darstellungen zeigen Pferde, Hirsche, Steinböcke, Rinder und einige seltener vorkommende Figuren wie einen Fisch, Vögel, Mammut und ein undeutlich erkennbares Rentier. Interesse bei Forschern erregen auch die abstrakten Symbole und Gravuren.
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Öffnungszeiten der Höhlen von El Monte Castillo:
- Nebensaison: Januar, Februar, November und Dezember von 9.30 bis 15.30 Uhr.
- Zwischensaison: März, April, Mai, 1. bis 14. Juni und 15. bis 30. September von 9.30 bis 14.30 Uhr und von 15.30 bis 18.30 Uhr.
- Hochsaison: vom 15. Juni bis 14. September von 9.30 bis 14.30 Uhr und von 15.30 bis 19.30 Uhr.
Vielen Dank an die Tourismusbehörde in Kantabrien, die uns netterweise Fotos zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt haben.