Majestätisch erheben sich die spitzen Hügel dieses wunderschönen Küstengebirges im Südosten Andalusiens vor dem Meer. Die Sierra Cabrera ist neben der Sierra de Cabo de Gata eine der Bergketten, die wegen ihrer Höhe die Costa de Almeria vor zu viel Tourismus schützt. Denn die Autobahn A-7 führt wegen dieser Berge, die regelrecht ins Mittelmeer zu stürzen scheinen, im Landesinneren entlang und es gibt nur wenige Straßen durch das Gebirge. Es machen sich also weniger Leute die Mühe, hierher zu fahren.
Daher geht es an den Stränden zu Füßen der Sierra Cabrera stets entspannt zu - ein echter Geheimtipp für Durchreisende in der Hochsaison, die in Andalusien lieber ohne Menschenmassen baden möchten.
Noch besser ist es, in einem der beliebten Strandorte an der Sierra Cabrera wie Mojácar, Vera oder Carboneras Urlaub zu machen. Hier kann man Strand, Erholung und Aktivurlaub bestens kombinieren. Wer mal ein paar Tage vom Strandleben erübrigen kann, sollte sich die Beine in den nahen Bergen vertreten.
Von Mojácar Playa aus kann man direkt zu den Wanderwegen aufbrechen, ohne mit dem Auto erst hinfahren zu müssen. Von Carboneras aus ist das ebenfalls möglich, nur von Vera Playa muss man mit dem Bus oder mit dem Auto in 20 min zu den Bergen fahren.
Für mich ist die Sierra Cabrera eine der schönsten Bergregionen in Almeria, denn ihr Kalkstein ist in den oberen Lagen hell bis weiß und wirkt nicht so düster wie etwa die schieferhaltigen Berge der Sierra Almagrera oder Sierra Filabres. Außerdem gehört der südliche Teil der Cabrera bereits zum Naturpark Cabo de Gata und ist damit ein riesiges tolle Naturschutzgebiet mit vielen seltenen Pflanzen- und Tierarten. Ein Tag in der Stille der Bergwelt ist mitunter erholsamer als ein noch so entspannter Strandtag - man ist weit weg von Touristen und kann atemberaubende Aussichten auf die schöne Costa de Almeria genießen. Der Mix aus Bergen, grünen Tälern, trockenen Canyons, kleinen Dörfern und Naturstränden auf engstem Raum ist ideal zum Wandern.
Hier habe ich fünf Tipps für die besten Routen zusammengetragen. Sie sind deshalb so schön wegen der Aussichten, weil sie leicht zu gehen und meist Rundwege sind. Ideal also für weniger geübte Wanderer, die einfach mal in der Natur für ein paar Stunden Kraft tanken wollen.
1. Küstenweg La Mena - Macenas (PR-A96) - Torre del Pirulico
Direkt von der Playa in Mojácar aus kann man am Ende des Paseo Maritimo (Promenade) hinter dem letzten Hotel loslaufen und sich vom Strandrummel ein bisschen abseilen.
Dieser schmale Wanderweg PR-A96 startet an den stillgelegten Minen La Mena und führt unmittelbar an der unter Naturschutz stehenden Küste entlang. Der Pfad ist recht steinig und nur mit guten Schuhen zu gehen. Auch im Sommer nicht etwa mit Flip-Flops laufen, nur weil das Meer so nah ist! Die beste Zeit im Hochsommer zum Laufen sind die frühen Morgenstunden und der späte Nachmittag. Im Winter kann man den ganzen Tag gehen.
Der letzte Teil des Weges führt in einer Runde etwas vom Meer weg über sanfte Hügel zu einzelnen Aussichtspunkten. Man kann das blaue Mittelmeer leuchten sehen und eine weiße Traumvilla, die auf dem Gipfel direkt an der Steilküste gebaut wurde. Sonst ist hier alles naturbelassen, sogar die Küstenstraße ist aus Sand und nicht asphaltiert. Haltet die Augen auf nach Fischadlern, Kormoranen, Geiern und der sonst am Mittelmeer selten gewordenen Tortuga mora (eine niedliche kleine Schildkrötenart).
Auf der Steilküste gibt es auch einen Beobachtungsposten, wo man sich verstecken und die Tiere ungestört beobachten kann. Wenn es dunkel wird, kommen manchmal Wildschweine von ziemlich beeindruckender Größe aus den Tälern. Sie sind sehr scheu und ungefährlich, da sie gejagt werden und Respekt vor Menschen haben.
Höhe: max. 170 m
Strecke: 12 km
Level: mittel
Zeit: gemütliche 4 h
Karte: Wikiloc
Restaurants: Das Chiringuito in Macenas hat einfache Tapas-Küche und Fischgerichte.
2. Küstenweg Sombrerico bis nach Sopalmo
Dieser Weg startet vom Torre Pirulico (auch Peñón genannt) unweit der Playa Macenas, wo man sein Auto stehen lassen kann und führt entlang der Küste, wo er die Badebuchten der Playa Sombrerico berührt.
Früher war dies der Minenweg zwischen Mojácar und Carboneras, der etwa 1880 für den Transport der Erze angelegt worden war. An dieser schönen Steilküste können zwar auch Auto entlang fahren, aber wirklich nur im Schritttempo, den die serpentinenreiche Straße besteht nur aus Geröll und viel Sand. 1972 wurde an dieser Stelle der Film Schatzinsel von Orson Welles gedreht.
Nach gut 15 min Wanderung entlang der Küste und einer Schlucht folgend, geht es zum Strand, wo man vor dem Aufstieg in die Berge noch einmal herrlich im sehr sauberem Meerwasser baden kann. Das geht sogar nackt, denn die Cala Sombrerico ist ein FKK-Strand. Die Felsnadel, die aus dem Meer ragt, heißt Piedra del Sombrerico und ist aus Lava. Überhaupt kann man sich die von interessanten Gesteinsformen aus roter bis schwarzer Farbe einmal genauer anschauen. Die Küste ist vulkanisch und das sieht man ihr hier gut an.
Am Chiringuito Manaca vorbei führt der Sandweg hinauf in die Hügel Richtung Bergdorf Sopalmo. Hier haben ein paar Bauern noch kleine Terrassenfelder mit Zitronen- und Orangenbäumen. Im Mai duftet es herrlich nach den betörenden Blüten. Im Sommer ist es hier sehr heiß und es gibt nur wenig Schatten. Wer kann sollte es bis zum Sopalmo schaffen und kann dort in zwei schön gelegenen Restaurants Halt machen und sich stärken. Ansonsten führt der Rundweg jetzt wieder zurück auf dem nördlichen Bergrücken vom Meer abgewandt durch das Tal über das recht verschlafene Dorf Aguas del Enmedio bis zurück nach Mojácar.
Höhe: max. 167 m
Strecke: 13,9 km
Level: mittel
Zeit: 4,5 h
Karte: Wikiloc
Restaurants: An der Playa Sombrerico hat im Sommer das Chiringuito Manaca geöffnet, wo man wunderbar unterm Bambusdach mit Meerblick entspannen kann.
3. Von Mojacar Pueblo bis an die Playa de los Angeles
Dieser Weg ist etwas für Schöngeister und Leute, die es etwas bequemer mögen. Es geht nämlich bei mäßigem Anstieg durch das schönste Dorf und die schönsten Berge der Costa de Almeria nach Mojacar Pueblo. Am Ende lockt ein erfrischendes Bad im Meer und ein Cocktail im Maui Beach Restaurant.
Wir starten am Parkplatz am Strand Playa del Cantal neben der Diskothek Mandala und wandern entlang des trockenen Flussbettes durch das Campo (das sagt man hier für unbebautes Buschland) bis hinauf ins Oberdorf Mojácar Pueblo. Der Wanderweg ist nicht ausgeschildert, wohl weil man den schönen Pfad durch Gärten und entlang an kleinen Fincas für sich behalten will. Fast immer hat man von hier einen tollen Blick aufs Meer und kann sich eigentlich nicht verlaufen, weil man das Ziel vor Augen hat. Trotzdem gibt es ein paar knifflige Abzweigungen, die man nicht verpassen sollte.
Der Höhepunkt ist der Besuch im traumhaft gelegenen Mojácar Pueblo, wo man in vielen tollen Bars und Restaurants eine Pause machen kann. Sehenswert ist auch der öffentliche Brunnen, La Fuente, wo man sich seine Wasserflaschen auffüllen kann.
Nach dem Besuch im Dorf geht es zurück bergab nach Mojacar Playa, wo es etliche ruhige oder auch belebte Strände gibt, wo man sich ausruhen und die müden Beine in den Sand stecken kann. Wer den Rundweg abschließen möchte, geht durch die Rambla zurück zur Playa de los Angeles.
Höhe: max. 199 m
Strecke: 10,7 km
Level: mittel
Zeit: 3,5 h
Karte: Wikiloc
Guter Bericht auch auf Englisch hier in der Mojacar Walking Group
Restaurants: Empfehlenswert ist im Oberdorf Mojácar Pueblo die baskische Pintxosbar La Candela mit Blick auf die Plaza und das etwas schickere Restaurante El Palacio. Wer es einfach mag, findet rund um die Plaza Cafeterias und zahlreiche Bars.
4. Rundwanderung von Cortijo Grande zum Dorf Cabrera
Diese Wanderung ist etwas anspruchsvoller und findet in herrlicher Umgebung und mit einigen Anstiegen an den Ausläufern der Sierra Cabrera statt. Diesmal befinden wir uns auf der Nordseite des Gebirges unweit des Dorfes Turre.
Von der schönen Landstraße AL-5103 mit dem Auto kommend biegen wir in die kleinere Bergstraße ab. Am Schild Sierra Cabrera rund 10 min Serpentinen hinauffahren bis zum Ort Cortjo Grande. Das ist ein komplett restauriertes Bauerngehöft, wo rund um einen Golfplatz geschmackvolle Ferienhäuser gebaut wurden. Am Golfplatz, der ausnahmsweise einmal harmonisch in die grüne Landschaft eingepasst wurde, gibt es auch eine Bar, wo man sich stärken oder etwas trinken kann. Hier lässt man das Auto stehen und macht sich zu Fuß auf den abwechslungsreichen Rundweg.
Das traumhaft gelegene Dorf Cabrera oberhalb des Golfplatzes wurde ebenfalls aus Ruinen neu erbaut und im komplett maurischen Stil errichtet. Man kann hier über zinnenbewehrte Mauern laufen und vom Restaurante Los Pastores das ganze grandiose Tal überblicken. Die Fernsicht reicht bis zum etwa 7 km entfernten Bergrücken der Sierra Filabres. Sehr schön auf der Rundtour ist die einsame kleine Bergkapelle Ermita la Carrasca, die auf halber Strecke liegt.
Wer die ganze Runde machen möchte, sollte sich auf eine Tageswanderung einstellen, doch es lassen sich jederzeit die Routen abkürzen, da es zahlreiche Wege entlang des Golfplatzes gibt. Es besteht auch die Möglichkeit, die Tour von Cortijo Grande zum Dorf Cabrera und zurück in weniger als 3 Stunden machen, indem man über die Landstraße zurückläuft.
Höhe: max. 234 m
Strecke: 17,7 km
Level: mittel bis hoch
Zeit: 5- 6 h
Karte: Wikiloc
Die Route ist auf Wikiloc nur für Mountainbikes beschrieben, kann aber auch zu Fuß gegangen werden.
Restaurants: El Riad mit marokkanischer Küche und Los Pastores im Dorf Cabrera.
5. Wanderung durch den Canyon von Sopalmo bis zum Meer
Entlang geht es an farbenprächtigen Felswänden, die zeigen, wie mineralhaltig dieses vulkanische Gestein der Sierra Cabrera ist, die hier schon an den Naturpark Cabo de Gata - Níjar angrenzt. Geologen haben ihre Freude, die hier ablesen können, wie abwechslungsreich die Erdgeschichte ist. Von den Farben gelb über rot bis violett reicht das Spektrum. Die Wanderung findet innerhalb eines trockenen Flussbettes (Rambla de Granatilla) statt und es müssen keine Höhen überwunden werden. Das ist eine Tour für Leute, die es still und einsam mögen und lust haben, nach der Wanderung zu baden. Denn am Ende des Canyons wartet ein schöner Naturstrand auf den Wanderer.
Mit dem Auto fahren wir auf der AL-5107 zum Bergdorf Sopalmo, das auf halbem Weg zwischen Mojácar Playa und Carboneras liegt. Hier lässt man das Auto vor den Restaurants oder am Ortseingang neben der Kapelle mit Brunnen stehen. Dann geht es zu Fuß links vom Aquädukt hinunter ins breite Flussbett der Rambla de la Granatilla von rund 190 m auf Höhe des Meeresspiegels. Das dauert nur 5 min.
Unten angekommen ist der Weg kinderleicht, man wendet sich nach links und läuft auf dem trockenen Sand des ausgetrockneten Flusses bis zur Mündung ins Meer. Für die Tour unbedingt einen Sonnenhut mitnehmen und ausreichend Trinkwasser. Sehr schön ist die interessante Klimazone hier zu sehen, die Eidechsen und harmlosen Schlangen ein ideales Revier bietet. Es wächst herrlich in rot und weiß blühender Oleander an den Felsen und im Frühjahr blüht sogar der zarte andalusische Klee. Es gibt aber auch ein Risiko für diese Wanderung. Da der Fluss aus den Bergen kommt, darf man nie bei Regen oder Gewitter durch den Flusslauf gehen. Es kann jederzeit zu heftigen Sturzbächen kommen. Das Zelten oder Parken am Strand ist deshalb auch nicht erlaubt.
Da es in Almeria aber höchst selten regnet, ist die Wanderung zu fast jeder Jahreszeit zu empfehlen. Allerdings ist dies keine Rundtour und nicht sehr abwechslungsreich, es sei denn man hat ein Auge fürs Detail und kann sich auch an Lichtwechsel, Schattenspielen und der wunderbaren Stille im Fluss erfreuen.
Höhe: max. 190 m
Strecke: 4,5 km
Level: leicht
Zeit: 90 min
Karte: Wikiloc
Restaurants: Im Dorf Sopalmo sind beide Straßenbars an der AL-5107 zu empfehlen. Man kann traumhaft im Freien unter blühenden Bäumen sitzen und das träge Dorfleben beobachten. Die Wirtsleute machen einem auch belegte Brote (Bocadillo) zum Mitnehmen für die Wanderung. Etwas weiter die Landstraße Richtung Mojacar gibt es das sehr empfehlenswerte Venta El Molino mit anständiger andalusischer Hausmannskost.
Hier zum Abschluss etwas nützliches Vokabular für Wegbezeichnungen auf Spanisch:
- sendero - Wanderweg
- cerro - Hügel
- barranco - Felsschlucht, Bachbett, Klamm
- sierra - Gebirgszug
- pico - Spitze
- cumbre - Gipfel
- rambla - trockenes Flussbett
- rio - Fluss
- torre - Wachturm
- castillo - Festung, Burg, Schloss
- cortijo - Bauerngehöft
- las menas - Minen
- fuente - Brunnen, Quelle
- mirador - Aussichtspunkt
- puente - Brücke
- cala - Bucht
- playa - Strand