In kaum einem europäischen Land wird so leidenschaftlich Ostern gefeiert wie in Spanien. Semana Santa bedeutet Heilige Woche, und das heißt 7 bis 10 Tage lang Leiden, Leidenschaft und Erlösung. Während der Karwoche werden im ganzen Land aufwändige Prozessionen mit Heiligenfiguren aus jahrhundertealten Kirchen und Kathedralen durchgeführt. Monatelang haben sich die Menschen darauf vorbereitet und Kostüme genäht und ihre Heiligen geschmückt. Hier erfahren Sie, wo man die pompösesten Prozessionen miterleben kann.
Valladolid
Der Unbedarfte mag sich wie ein ungeladener Gast bei einer Ku-Klux-Klan-Party fühlen. Doch unter spitzen Büßerhüten und weißen, wallenden Gewändern stecken weder Zauberer noch Rassisten, sondern brave Bürger, die den Tod Jesus Christus betrauern. In Valladolid bekommt man die wohl prunkvollsten Prozessionen in ganz Spanien zu sehen.
Die Semana Santa von Valladolid beginnt wie in vielen Regionen in Spanien hier am Freitag, Viernes de Dolores, also noch vor dem Palmsonntag. Die Feiertage enden dann am Ostersonntag, Domingo de la Resurrección. Das diesjährige Osterfest dauert in Spanien vom 20. März bis 26. März 2016. Halten Sie Ausschau nach dem Taubenschwarm, der am letzten Tag der Feierlichkeiten freigelassen wird und das Ende der Semana Santa symbolisiert.
Málaga
Die Semana Santa gehört in der andalusischen Hafenstadt Málaga seit 500 Jahren zu den wichtigsten Festen. Die ganze Stadt duftet nach Blumen und Räucherwerk - ein Duft, der von einer sanften Meeresbrise durch die Gassen und Plätze getragen wird. Bei den prachtvollen Umzügen treten Cofradias (lokale religiöse Gemeinschaften) gegeneinander an, um mit den schönsten Kostümen und pompösesten Thronen, auf denen die herausgeputzten Heiligenfiguren posieren, die Menschen zu beeindrucken.
Besonders auffällig und lautstark tritt die Spanische Fremdenlegion auf. Während die Cofradias für Andalusien eher untypisch still ihre Trauer zur Schau tragen, singen die herausgeputzten Legionäre religiöse Lieder und marschieren dazu im Gleichschritt. Bei den Freitagsprozessionen sollte man früh erscheinen, um sich einen guten Platz in der Menschenmenge, die sich entlang der Alleen und Promenaden ansammelt, zu sichern. Mehr Infos zur Karwoche in Malaga.
Guadalajara
Die Stadt und der gleichnamige Landkreis Guadalajara befindet sich in der Provinz Castilla-La Mancha, im Herzen des alten kastilischen Spaniens. Kein Wunder, dass die Prozessionen der Semana Santa hier zu den spektakulärsten Osterfeierlichkeiten mit den längsten Traditionen in ganz Spanien gehören. Die Prozessionen der Karwoche gelten als Fest von besonderem touristischem Interesse, Fiesta de Interés Turístico Provincial.
Zamora
Diese Männer unter Kapuzen sind harmloser als sie aussehen. In ganz Spanien gibt es kaum frommere Männer als die Büßer aus der Stadt Zamora in Castilla y León. Der Ort verfügt mit seinen 60.000 Einwohnern über die meisten romanischen Kirchen in Europa. Büßer laufen feierlich durch die Straßen von Zamora und die kleineren umliegenden Dörfer wie Bercianos de Aliste, wo nur 200 Menschen wohnen. So gut wie jeder Dorfbewohner nimmt an der Karwoche teil.
Córdoba
Die heiligen Bruderschaften der Semana Santa in Córdoba sind echte Hingucker. Die Hermandades bestehen aus besonders gläubigen Katholiken, die zu Ehren Jesus Christus und aus Trauer um seine Hinrichtung öffentliche Bußen und Selbstgeißelungen durchführen. Die Brüder stehen in einer jahrhunderalten Tradition und sind in ihrer Kirchgemeinde sehr aktiv. Meist verfügen die Bruderschaften über eigenen Kapellen.
Die nächtlichen Prozessionen in Córdoba sind wirklich beeindruckend. Wenn die Nazarenos, Brüder mit den spitzen Büßerhüten (capirotes) und Umhängen stundenlang barfuß durch die Stadt laufen und brennende Kerzen in den Händen, wird auch dem atheistischen Touristen schwer ums Herz. Die Rituale werden jedes Jahr seit Beginn der spanischen Karwochen-Traditionen im 12. Jahrhundert aufgeführt.