In Spanien kommen Weinkenner und solche, die es werden wollen, voll auf ihre Kosten. Das Angebot an exzellenten Weinen ist einfach riesig groß. Denn im ganzen Land wird Wein angebaut: ob auf den Hochebenen von Almeria in Andalusien, rund um das zauberhafte Ronda oder im Vulkanstaub der Kanareninseln.
Insgesamt gibt es etwa 67 Herkunftsbezeichnungen, die als (Denominación de Origen/D.O.) allerbeste Qualität garantieren. Doch diese Weine hier alle vorzustellen, würde wohl den Rahmen sprengen. Wir stellen stattdessen fünf Weinregionen vor, die so schön sind, dass man sie auch als Ausflugsziel besuchen kann. Wer sich ein Glas von den Weinen aus diesen Regionen im Restaurant oder in der Tapaskneipe bestellt, macht alles richtig. Bon profit! ¡Salud! Prosit!
Rioja
Der Rioja gehört zu den Klassikern der anerkannten spanischen Weinsorten. Die Region Rioja hat seit Jahrhunderten einen so guten Ruf, dass Sommeliers aus aller Welt Weine aus der gleichnamigen nordspanischen Provinz stets auf die Bestenliste der edelsten Tropfen setzen. Neben den exquisiten Abfüllungen werden für den Weltmarkt jährlich 350 Millionen Flaschen produziert. Zwar sind Rioja-Weine vor allem Rotweine, doch werden auch einige Weißweine und Rosé-Varianten hergestellt.
Ein Spaziergang durch die Calle Laurel in der Provinzhauptstadt Logroño führt an etlichen Probierstuben für Rioja-Weine vorbei. Hier kann man sich zum Glas Wein in den urigen Bars und Kneipen die passenden Appetithäppchen dazu auftischen lassen. Diese Tapas heißen hier im Norden Spaniens Pintxos und werden zu jedem Glas Wein gereicht.
Ribera del Duero - Kastilien-León
Wer Weine mit einem langen Abgang - dem nachhallenden Geschmack im Gaumen - liebt, wird Spaniens zweitwichtigste Weinregion, Ribera del Duero, besonders schätzen. Diese Weine aus dem Herzland Spaniens in Kastilien-León haben einen unverkennbar würzigen Geschmack, den sie den hier vorherrschenden Temperaturen verdanken. Im Sommer müssen die Weinreben in den flachen Tälern einer Hitze mit bis zu 38º C trotzen. Nachts fällt das Thermometer dagegen extrem ab, so dass die widerstandsfähigen Tempranillo-Trauben ein ganz besonderes Aroma und hochkonzentrierten Saft entwickeln.
Die Landschaft des Ribera del Duero ist beeindruckend - die Rebgärten gehören zu den schönsten Spaniens. Das Plateau liegt auf mehr als 850 Metern über dem Meeresspiegel und zieht sich am Flussufer des Flusses Duero entlang, der dem Wein den Namen gegeben hat. Die Weinstöcke des berühmten spanischen Weingutes Vega Sicilia liegen an grandiosen Kalkfelsen. Der spanische Gründer des Weingutes hatte sich hier 1864 niedergelassen, nachdem er ausgiebige Wirtschaftsspionage im französischen Bordeaux betrieben hatte.
Penedés - Katalonien
Cava heißt der edle Champagner Spaniens, der nach der gleichnamigen katalonischen Region Penedés benannt ist. Hier befindet sich eine der größten Weinproduktionen Spaniens. Doch nicht nur schäumende Perlweine werden in Katalonien gekeltert, sondern auch ausdrucksvolle Rote, die in Eichenfässern lagern und Charakter entwickeln dürfen. Das sonnige Mittelmeerklima macht die Gegend zu einem beliebten Ausflugsziel für Weinkenner, die sich auf Wanderwegen quer durch die Rebstöcke und Weingüter über den Herkunftsort ihrer Lieblingsweine informieren.
Ein Höhepunkt einer solchen Weinroute ist die wichtigste Stadt der Region Alt Penedès, das historische Vilafranca del Penedès. Zwischen Barcelona und Tarragona gelegen, werden hier regelmäßig Gastro-Wettbewerbe und Märkte veranstaltet. Es gibt auch ein Weinmuseum, das man besuchen kann.
Jerez de la Frontera - Andalusien
In den ehrwürdigen Bodegas von Jerez de la Frontera muss man sich einmal umgeschaut haben und die Weine aus den bis unter die Decke gestapelten Holzfässern probieren. Alles, was in Spanien Rang und Namen hat, kann sich bis heute auf den Fässern verewigen. Sogar der faschistische Diktator Francisco Franco war hier und ritzte sein Autogramm ins Holz. Das Fass steht nun hinter einer Glaswand, denn immer wieder kamen Besucher vorbei, die angeekelt auf den Namenszug spuckten. Das Holz begann zu faulen.
Zurück zum Wein, der in Jerez vor allem als Sherry konsumiert wird. Der süße bis trockene kräftige Likörwein gehört zu den wichtigsten Exportgütern des Landes. Sherry ist als Herkunftsbezeichnung geschützt, d.h. sie kommen aus einer festgelegten Region. Nur Weine aus dem sogenannten Sherrydreieck, das sich aus den Städten Jerez de la Frontera, Sanlúcar de Barrameda und El Puerto de Santa María bildet tragen die DO-Bezeichnung.
Der versträrkte Dessertwein wird sowohl Jerez, Xèréz als auch Sherry und Manzanilla de Sanlúcar Barrameda genannt. Andalusier lieben ihren Sherry genauso wie die Touristen, die im Sommer die Bodegas bevölkern. Kurz nach Mittag verwandelt sich Jerez in eine Geisterstadt und wird menschenleer. Dann beginnt die Siesta, die wegen des ausgiebigen Sherry-Genusses hier oft bis zum frühen Abend ausgedehnt wird.
La Geria - Kanaren
Etwa 20 Minuten Autofahrt vom Flughafen Arrecife entfernt, kommt man in eine merkwürdige Mondlandschaft. Hier reihen sich kleine Krater aneinander, die durch Steinmauern aus Vulkangeröll voneinander getrennt sind. Auf den ersten Blick wirkt die Landschaft wie von der Natur geschaffen, doch bei näherem Hinblicken erkennt man klar, dass der Mensch hier Hand angelegt hat.
La Geria ist das Herz des Weinanbaus der Kanareninsel Lanzarote. Die Rebstöcke werden in Löcher gepflanzt, die in das vulkanische Gestein der Insel gehackt wurden. Dann werden diese Löcher mit porösem Picon, Vulkanasche aufgefüllt, um den Morgentau aufzufangen. Der dunkle vulkanische Sand ist nicht nur sehr fruchtbar und mineralstoffreich, sondern wirkt wie ein Schwamm, dessen feine Poren die Feuchtigkeit aus der Meeresluft aufsaugen. Sonst wäre es bei dem wüstenartigen Inselklima nicht möglich, Wein anzubauen.
Im Weinbaugebiet gibt es auch ein Museum namens El Grifo, das 1775 gegründet wurde und eines der ältesten der Welt ist. Ein Besuch lohnt sich unbedingt.