Die einzige echte Halbwüste Europas liegt im kargen Hinterland der Costa de Almería und ist eine wirkliche Überraschung. Die Sonne scheint hier 3.000 Sonnenstunden pro Jahr und es regnet so gut wie nie (240 mm Jahresniederschlag). Die Temperaturen reichen von -5 ° C bis 48 °!
Video Fort Bravo
Naturliebhaber, Wanderer, Menschen mit Sinn für Weite, Exotik und Amerikafans sind ganz vernarrt in diese wild karge Landschaft im Osten Andalusiens. Richtig, Amerika!
Denn die staubigen Badlands zwischen Tabernas und Gador sehen verteufelt nach Arizona, Kalifornien und Wildem Westen aus. Etwa 280 Quadratkilometer groß ist die Wüste, die als Naturpark vor Bebauung geschützt ist. Und das muss so bleiben. Denn die einzigartige Landschaft lockt seit den 1950er Jahren Filmteams nach Spanien! Das bringt Geld und macht Land und Leute weltweit berühmt.
Filmreife Wüste Tabernas in Almeria - Begehrter Drehort
Die andalusische Provinz Almería hat sich einen Namen als Drehort in der internationalen Filmgeschichte gemacht. Eine der wichtigsten Locations ist die Wüste von Tabernas, wo zahlreiche Filmkulissen aufgebaut sind.
Das Filmdorf Fort Bravo liegt malerisch vor einem Canyon und ist nur über eine abenteuerliche Fahrt durch ein trockenes Tal von der Landstraße zu erreichen. Man passiert einen Grenzpfosten, zahlt seinen Eintritt und parkt am Fort, einer Pfahlbaufestung am Eingang des Filmdorfes.
Man muss sich schon ein wenig die Augen reiben, um zu glauben, dass man hier noch in Europa ist. Die Kakteen, die Weite, das gleißende Licht, das Nirgendwo .... die gespenstische Langeweile und zugleich gespannte Stimmung im Filmdorf ist ein wirklich unvergesslicher Reisemoment.
Fort Bravo ist das älteste von ursprünglich 14 Westerndörfern, die für Filmarbeiten hier gebaut wurden. Es wird bis heute noch für Drehs genutzt. Die beiden anderen Westerndörfer heißen Oasys und Western Leone und liegen nur wenige Kilometer vom Fort Bravo entfernt. Sie sind rein touristische Attraktionen.
Viele große Regisseure haben hier im Südosten Spaniens Western, Kriegs-, Fantasy- oder Abenteuerfilme gedreht. Die Produktionskosten waren oft günstiger als in den USA und die Wüste liegt in der Nähe aller Annehmlichkeiten, die ein Filmteam braucht. Schnell erreichbar über Autobahn A-7 oder A-92, nahe am Flughafen und an der Hafenstadt Almería.
1989 erließ die andalusische Landesregierung ein Dekret, dass die Landschaften um Nijar, Tabernas und Almería für die Filmindustrie geschützt werden sollten.
Indiana-Jones, Spiel mir das Lied vom Tod und Lawrence von Arabien - Filmerfolge aus Andalusien
Die berühmten Spaghettiwestern aus den 60er und 70er Jahren sind fast ausnahmslos in Tabernas entstanden. Hier wälzten sich Filmstars wie Charles Bronson, Claudia Cardinale, Brigitte Bardot, Clint Eastwood, Steve McQueen, Yul Brunner, Faye Dunaway, Sean Connery, Bud Spencer, Terence Hill, Gregory Peck oder Harrison Ford im andalusischen Staub. Man kann sagen, alle großen Revolverhelden der Filmgeschichte haben hier in Spanien gedreht.
Unter der Regie des italienischen Kultregisseurs Sergio Leone entstanden Italo-Western wie die Dollar-Trilogie mit Clint Eastwood: Für eine Handvoll Dollar und Für ein paar Dollar mehr (1965) oder der Klassiker The Good, the Bad and the Ugly (Zwei glorreiche Halunken) von 1966.
Wer die Saloon-Szenen aus Karl-May-Filmen kennt, wird im Saloon von Fort Bravo so manches Aha-Erlebnis haben. Hier kann man nun selbst sein Whiskyglas über die Theke fliegen lassen wie einst die Filmhelden.
Was viele nicht wissen, dass auch einer der wichtigsten Indiana Jones-Filme (Der letzte Kreuzzug) in Almería gedreht wurde. In den trockenen Ramblas kurvten die Schauspieler mit schweren Panzern umher und Harrison Ford und Sean Connery kämpften gegen die Nazis. Außer im jordanischen Petras wurde auch in der Desierto de Tabernas gefilmt.
Der richtig große Durchbruch für die andalusische Wüste als Filmkulisse kam nach der Verfilmung von Lawrence of Arabia mit Peter O'Toole. Die exotische Wüstenlandschaft mitten in Europa begeisterte viele Filmemacher, die nun ebenfalls ihre Projekte in das trockene Andalusien verlegten.
Bis heute werden die einsamen Dörfer, Bergkuppen und staubigen Wüstenlandschaften um Tabernas als Locations genutzt. Auch Werbefilme für Autoindustrie wurden hier gedreht wie der neue Peugeot Partner 2015 Spot.
Eine Liste aller im Fort Bravo gedrehter Filme (rund 600 in Almeria) findet man auf der kunterbunten Website des Kulissendorfes (Spanisch und Englisch).
Die wichtigsten Filme aus Tabernas:
- Lawrence von Arabien (1962)
- Für eine Handvoll Dollar (1965)
- Spiel mir das Lied vom Tod (1968)
- Vier Fäuste für ein Halleluja (1971)
- Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (1989)
- Winnetous Rückkehr (1998)
- Der Schuh des Manitu (2001)
- Die Daltons gegen Lucky Luke (2004)
- Exodus: Götter und Könige (2014)
Parallelwelt - Ganze andalusische Dörfer leben mit und vom Film
Bis heute ist das wilde Land, das nur etwa 30 Minuten von den tollen Naturstränden von Cabo de Gata am Mittelmeer entfernt liegt, eine beliebte Location für Filmemacher. Natürlich haben sich die Einheimischen auf die Filmindustrie längst eingestellt. Jedes Jahr verdienen hunderte Andalusier aus den umliegenden Dörfern als Extras (Statisten) etwas Taschengeld.
Erst 2014 entstand hier unter Ridley Scott der Monumentalfilm Exodus, wo für Szenen wie die Wanderung der verfolgten Juden unter der Führung Moses 2.000 dunkelhaarige Laiendarsteller gesucht wurden. Zwischen 80 und 100 Euro gibt es je nach Budget am Tag zu verdienen. Manche Statisten lieben ihre Rollen so sehr, dass sie auch im wahren Leben hineinzuwachsen scheinen.
Wie Rafael aus dem Kulissendorf Fort Bravo. Er stammt aus dem benachbarten Städtchen Tabernas und ist schon seit mehr als 20 Jahren hauptberuflich Film-Cowboy. Wenn nicht gerade gedreht wird, dann arbeitet er im Filmdorf als Kutscher, Prügelknabe, Bankräuber oder Sheriff und stellt für Besucher Saloon-Szenen nach.
Rafael kann reiten, schießen, mit der Pistole wirbeln und sieht dabei entweder indianisch, mexikanisch oder einfach wie ein Draufgänger aus.
Wir haben uns von ihm durch die Kulissen des Pueblo Mexico (mexikanisches Dorf), die staubige Hauptstraße im Fort und an der kleinen Siedlerkirche vorbei kutschieren lassen. Dabei erzählt er Anekdoten von Filmszenen und von seinen Bekanntschaften mit den großen Hollywoodstars, mit denen er schon gedreht hat. Seine letzte größere Nebenrolle hatte er in Lucky Luke (2004).
Tipps für den Besuch im Westerndorf Fort Bravo
Wenn man das Fort besucht, sollte man sich gleich beim Eingang nach den Western-Shows erkundigen. Die sind wirklich lustig inszeniert von Schauspielstudenten oder eben Leuten wie Rafael, die ihr Leben dem Film verschrieben haben.
Man nimmt im düsteren Saloon an den alten Holztischen Platz, bestellt sich an der Bar einen Whiskey und wird nun Teil eines Spektakels, bei dem man zwischen Realität und Show bald nicht mehr unterscheiden kann.
Die Statisten geben ihr bestes, es gibt Schießereien mit Platzpatronen (Achtung, sehr laut!), gut inszenierte Handgemenge und echte Can-Can-Tänze der witzigen Barfrauen, die zugleich als "leichte Mädchen" das knallharte Überleben der Damenwelt im Wilden Westen verkörpern.
Das Schöne ist, man wird als Zuschauer nicht etwa ignoriert, sondern Teil des Ganzen und so mancher Familienvater wurde von den Darstellern in die gespielten Streitereien auf unterhaltsame Weise einbezogen. Fast hätten wir mit Gläsern geworfen und wären durch die Schwenktüren auf der staubigen sonnendurchfluteten Straße gelandet.
Wann lohnt sich der Besuch im Fort Bravo?
Die beste Besuchszeit im Winter ist mittags, wenn es am wärmsten ist und im Hochsommer entweder früh bis 12 Uhr oder erst wieder abends ab 18 Uhr. Es wird sehr heiß in Almería und das Thermometer erreicht hier schnell die 45 Grad Marke.
Im Fort kann man sich jederzeit im Saloon etwas zu trinken kaufen und auch im Restaurant essen. Die nächsten Restaurants befinden sich erst wieder in der Stadt Tabernas, rund 2 km entfernt. Der Ort hat durchaus auch seinen ganz eigenen andalusischen Wildwest-Charakter.
Lohnt sich, da mal vorbei zu schauen. Die Stadt ist schon von Weitem an ihrem Castillo – einer alten maurischen Burg auf dem Felsen - zu erkennen.
Öffnungszeiten und Anfahrt zum Fort Bravo
Adresse:
Ctra. Nal. 340, km. 468
04200 Tabernas
Almería (Andalusien)
Lage:
Breite (37º 2’ 51.38” N)
Länge (2º 25’ 15.94” W)
Geöffnet:
Montag bis Sonntag 9 bis 20 Uhr
Tel 950 06 6014 oder 678432813
E-Mail info@fortbravo.es
Preise:
Erwachsene: 17,90 € (über 18 Jahre)
Jugendliche: 15,90 € (von 12 bis 17 Jahre)
Kinder: 9,90 € (von 5 bis 11 Jahre)
Ermäßigt: 15,90 € (Rentner, Behinderte, Studenten)
Im Fort Bravo werden auch Ausritte und Reittouren durch die Wüste organisiert. Dies sollte man vor dem Besuch telefonisch anmelden.
Hinweise für Wüstentouren:
Sonnenhut, Trinkwasser für Exkursionen, feste Schuhe und Sonnencreme. Mobiler Empfang ist nicht überall möglich. Wer auf eigene Faust, die Wüste erkunden möchte, sollte eine Nachricht mit Telefonnummer im Auto sichtbar liegen lassen, wann man zurückkehrt.