Diese kleine Stadt weit im Norden von Andalusien sollte in jedem Reiseführer neben Granada und Córdoba ganz oben stehen. Sie gehört zu den elegantesten und am besten erhaltenen Renaissancestädten Europas und steht deshalb unter internationalem Denkmalschutz als Weltkulturerbe.
Ewig möchte man durch die kleinen Gassen laufen und vor den vielen im 16. Jahrhundert errichteten Kirchen, Palästen und Herrschaftshäusern stehen bleiben und die meisterhafte Kunst der alten Architekten bewundern. Wer heute das Wort Renaissance hört und sich ein bisschen in der Stilgeschichte auskennt, denkt eher an Paläste in Rom, Venedig oder Florenz. Doch auch Spanien hatte seine Glanzperiode in der europäischen Renaissancezeit.
Kaum jemand kennt wohl das andalusische Úbeda auf der Weltkarte der Hochkulturen. Doch das kleine Örtchen ist eine echte Entdeckung im Hinterland Andalusiens, wo sich sonst nur endlose Olivenhaine entlangziehen.
Das Schönste daran - Úbeda ist nie überlaufen. Die zierlichen kleinen Plätze, die sich vor den Bauwerken befinden, wurden mit Orangenbäumen bepflanzt, es gibt Springbrunnen und Bänke. Da es in Úbeda kaum Massentourismus gibt, hat man überall genug Platz und Muße, um sich hinzusetzen und umzuschauen. Vögel zwitschern, Jasminbüsche duften, auch mitten im Winter.
Die Bauwerke wirken trotz ihrer Funktion als Prunkbauten der Mächtigen nicht etwa erschlagend, sondern immer noch äußerst menschenfreundlich. Man fühlt sich nicht klein und ohnmächtig, sondern angenehm aufgenommen.
Auch die Entfernungen zwischen den sehenswertesten Bauwerken, Kirchen und Palästen sind nicht so weit, dass man müde wird und dann nichts mehr sehen will. Úbeda ist eine sympathische und übersichtliche Kleinstadt, deren Stadtzentrum nur ca. 1 km im Durchmesser misst. Ideal also für einen Tagesausflug, wenn man nicht so viel Zeit hat.
Warum ist Úbeda eine bedeutende Renaissancestadt?
Es liegt wohl vor allem an der geografischen und strategischen Lage, warum sich die Eroberer der letzten Jahrhunderte um den fruchtbaren Landstrich stritten. Die Stadt liegt in einer Ebene zwischen den wichtigen Provinzen Granada und Kastilien und war für die kastilischen Könige eine Art Pufferzone vor dem islamischen Teil Andalusiens.
Die Stadt wurde von den christlichen Königen seit der Rückeroberung im 14. Jahrhundert regelrecht verwöhnt und sehr viel Geld hineingesteckt, um diese Prachtbauten als Zeichen der Macht zu errichten. Im 16. Jahrhundert war Úbeda eine richtig reiche Vorzeigestadt.
Die Stadt besitzt 48 Denkmäler und mehr als hundert Gebäude von kulturhistorischem Interesse, die fast alle aus der Renaissance stammen. Im Jahr 2003 wurde Úbeda zusammen mit der Nachbarstadt Baeza von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Die wichtigsten Architekten von Úbedas Stadtbild sind die spanischen Renaissance-Baumeister und Bildhauer Diego de Siloé, Alonso Berruguete und Andrés de Vandelvira. Alonso Berruguete war ein Schüler von Michelangelo und studierte in Florenz und Rom.
Was sind die besten Bauwerke in Úbeda?
Plaza Vazquez de Molina
Dieser herrschaftliche Platz aus der Renaissance könnte gut als der schönste und harmonischste Platz in ganz Andalusien durchgehen. Die Plaza Vazquez de Molina war einmal ein alter Marktplatz, wurde dann aber im 16. Jahrhundert als Prestigeobjekt mit einer Reihe wundervoller Renaissancenbauten bebaut.
Von den vielen schönen Gebäuden sind vor allem diese vier besonders sehenswert: Capilla del Salvador (1536), Palacio de las Cadenas, der Palacio del Deán Ortega (1553), der ein Parador-Hotel beherbergt und die Kirche Santa Maria de los Alcazares (1604).
Palast des Marqués de Mancera
Ein weiteres tolles Beispiel der andalusischen Renaissance ist der Palast des Marqués de Mancera im Stile des Manierismus von Architekt Andrés de Vandelvira (1509-1575). Er besticht vor allem durch seinen Turm des Schatzmeisters, Torre del Tesorero. Das 1000 m2 große Ensemble besteht aus dem eigentlichen Palast, dem Innenhof (Patio), einem alten Kolleg und dem Turm. Das gesamte Bauwerk steht derzeit zum Verkauf. Innen gibt es viele hölzerne Galerien zu sehen, die den Patio umgeben.
Cárcel del Obispo
Dieses Bauwerk war das Gefängnis des Bischofs, wo hinter den dicken Mauern viele Tränen vergossen wurden. Hier sind Menschen aus religiösen Gründen eingekerkert und bestraft worden. Heute ist der Bau aus dem 18. Jahrhundert das wichtigste Gerichtsgebäude von Úbeda.
Hospital de Santiago (Jakobs Krankenhaus)
Dieser aus Naturstein gemauerte prächtige Palast stammt von Vandelvira und zählt zu seinen besten Arbeiten. Mit dem wunderschönen Innenhof, den Galerien und geschwungenen Bögen erkannt man den maurischen Einfluss. Es wurden auch zwei Türmen errichtet, die jedoch nur ornamentale Funktion haben.
Im Inneren befinden sich drei im Stil der Renaissance errichtete Plätze, eine monumentale Treppe, die mit Fresken des italienischen Malers Aquilis Juli verziert ist. Heute ist in dem nationalen Baudenkmal ein Kulturzentrum, eine Musikschule und ein Schachverein untergebracht. Es werden regelmäßig internationale Musikfestivals und Ausstellungen veranstaltet.
Real Monasterio de Santa Clara
Nicht weit vom Hospital de Santiago entfernt, befindet sich das Kloster Santa Clara, das seit 1979 ebenfalls als Nationales Denkmal geschützt ist. Es war das erste franziskanische Nonnenkloster in Andalusien und seine Architektur enthält Elemente der Gotik, des Mudejar-Stils, der Renaissance und des Barock. Das barocke Hauptportal an der gleichnamigen Plaza de Santa Clara wurde 1779 erbaut.
Seit 1290 ist dieses Kloster bereits im religiösen Betrieb. Doch statt Nonnen gehen hier heute Männer einer katholischen Bruderschaft ein und aus, die zur Semana Santa und an anderen religiösen Festtagen Prozessionen durch die Innenstadt von Úbeda veranstalten. Während der täglichen Messen um 18:30 Uhr (Winter) und 19 Uhr (Sommer) kann man das Klostergebäude besuchen.
Palacio del Marqués de la Rambla
Dieser schöne Palast stammt ebenfalls aus der Feder des Architekten Vandelvira und steht direkt an einem interessanten Renaissanceplatz. Heute ist hier ein Hotel untergebracht, in dessen Zimmern noch das echte Mobiliar des Marquis steht.
Weitere sehenswerte Gebäude sind:
- Casa de las Torres von 1520
- Palacio del Conde de Guadiana
- Palacio Vela de los Cobos
- El Antiguo Pósito
- Iglesia de San Pablo
- Iglesia de San Nicolás
- Iglesia de la Santísima Trinidad
- Iglesia de San Isidoro
- Iglesia de Santo Domingo
Wo kann man am Besten essen gehen?
Es gibt die üblichen Cafeteria, Tapasbars und Restaurants an der geschäftigen Durchfahrtstraße N-322, wo die Preise am billigsten sind. Aber, wenn man sich in einem Restaurant niederlassen will, wo man nach einem Stadtrundgang die visuellen Eindrücke mit einem kulinarischen Erlebnis krönen möchte, ist man besser im Herzen der Stadt aufgehoben.
Die Plaza de Andalucia ist der belebteste und beliebteste Platz bei den Einheimischen. Hier sitzt man bis spät abends in der Eckneipe Libra und spielen Domino. Im Restaurante La Imprenta kann man allerdings besser essen. Die Tapas sind rustikal und großzügig. Es gibt viel Fleisch in Form von Albondigas, Jamon oder Lomo, so wie es die Bauern der Gegend abseits der Küste mögen. Nur wenige Schritte weiter nördlich befindet sich die bei jungem Publikum beliebte Tapasbar Al Fondo hay sitio, wo es auch sehr gutes peruanisches Essen gibt.
Wer in diesen Regionen Andalusiens aufhält, muss damit rechnen, dass es weniger Fisch und Gemüse auf der Karte gibt als an der Küste. Im Herzen Andalusiens wird viel Fleisch gegessen. Wer hier veganische Restaurants sucht und auf Tapas mit Fleisch verzichten will, kann sich höchstens für Huevos de Codorniz oder Esparrago entscheiden. Das sind Wachteleier oder gebratener Spargel. Da das Olivenöl der Gegend sehr gut ist, bekommt man hier immer selbstverständlich eine Flasche auf den Tisch oder Tresen gestellt.
Dann kann man sich auch einfach ein Tostada con tomate (getoastetes Baguette mit Tomatenpüree) bestellen und üppig mit Olivenöl beträufeln - schmeckt lecker und ist überall zu jeder Tageszeit erhältlich. Man kann sich daraus auch ein Bocadillo machen lassen mit Käse oder nicht-vegetarisch mit Schinken oder Thunfisch belegen und sogar einwickeln lassen. Das macht jede bessere Bar für wenig Geld.
Doch richtig edle Restaurants gibt es natürlich auch. La Tintoreria hat exzellente Tapas und Raciones (etwa dreifache Tapas-Menge) bei guten Preisen, Misa de 12 wird von Einheimischen ebenfalls sehr gut bewertet und bietet sowohl ehrliche andalusische Küche mit Fleischgerichten als auch raffiniert angerichtete Tapas an. Das Restaurante Asador Al Andalus liegt zwar ein paar Schritte vom Stadtzentrum weg, lohnt aber für einen langen Abend und hungrige Mägen. Sehr gute Kreativküche und auch Fischgerichte wie den Seehecht mit Porrecreme.
Zum Kaffee trinken gibt es ebenfalls an der Plaza Andalucia ein sympathisches Café, wo man neben den spanischen Frühstücks-Croissants, Gebäck und Patisserie-Küchlein auch Muffins und Kuchen bekommt. Wer noch etwas eleganter Kaffee trinken will, kann im Renaissancebauwerk im Hotel Parador die Cafeteria besuchen und dort auch zu Abend essen.
Tolle Naturparks in der Umgebung
Wenn man ein paar Kilometer Richtung Osten fährt kommt man in das wundervoll wilde Gebirge der Sierra de Cazorla, Segura y las Villas, das heute als Naturpark geschützt ist. Auf dem Weg dorthin sind sämtliche Hügel mit Olivenbäumen bepflanzt. Erst wenn sich der Fluss Guadalquivir tiefer in die Canyons der Berge eingräbt, hören die Olivenplantagen auf und die Wälder beginnen.
Wie komme ich am besten nach Úbeda?
Kaum ein Tourist fährt nur wegen Úbeda nach Spanien. Die Stadt ist meist Teil einer Rundreise durch Andalusien. Sie wird auch fast immer in Kombination mit der zweiten Renaissancestadt Baeza besucht, was man wirklich empfehlen kann. Baeza liegt nur acht Kilometer entfernt und ist etwas kleiner als Úbeda. Wer in einer der beiden Renaissance-Städte übernachten möchte, ist in Úbeda besser dran, da es hier mehr Restaurants, Nachtleben, Geschäfte und Unterkünfte gibt.
Auf einer Route durch das Hinterland von Andalusien lassen sich die großen sehenswerten Orte wie Cordoba, Granada, Jaen mit Úbeda und Baeza perfekt verbinden. Die nächste Stadt mit Flughafen ist Granada, aber auch von Malaga mit seinen Billigflügen oder sogar von Madrid aus ist es mit dem Mietwagen gar nicht so weit.
Entfernungen zwischen den Städten in Kilometern
Baeza - Úbeda | 8 |
Jaen - Úbeda | 44 |
Granada - Úbeda | 95 |
Málaga - Úbeda | 171 |
Córdoba - Úbeda | 124 |
Sevilla - Úbeda | 240 |
Madrid - Úbeda | 269 |