Wenn man sich Vejer de la Frontera wie die meisten Besucher von der Straße her nähert, scheint sich der Ort wie in einem Traum sprichwörtlich in Luft aufzulösen. Die weißen Fassaden der Häuser und die weiße Stadtmauer will sich mit den feinen weißen Federwolken vermischen. Hier ist man dem Himmel von Andalusien ganz nah!
Vejer thront wie eine Königin elegant auf einem Hügel und gehört zu den wohl schönsten weißen Dörfern Andalusiens - den berühmten Pueblos Blancos Andalusiens. Außerdem zählt Vejer de la Frontera zu den historisch interessantesten Orten in der Provinz Cadiz. Die majestätische Lage in dieser grünen andalusischen Landschaft ist einfach einzigartig.
Wo Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen
Der Weg in die Stadt windet sich den Hang hinauf. Man läuft auf einer kleinen Treppe unter Bäumen vorbei, um sich den Toren der Stadt zu nähern. Solche Annäherungen erinnern mich immer an Grimms Märchen.
Nur in Andalusien scheint es noch diese Orte zu geben, die seit ihrer Gründung im Mittelalter fast unveränderlich geblieben sind. Wie "einer, der auszog das Fürchten zu lernen", wandert man zu Fuß in die alte Stadt hinein, um hinter deren Stadtmauern sein Glück zu suchen.
Die herrlich frische Luft ist vor allem im heißen Hochsommer eine echte Wohltat - es duftet nach einer Mischung aus Waldluft, Meer und Wiesen. Wenn man sich umdreht und zurückblickt, sieht man in der lieblichen grünen Landschaft kleine Tupfer von weißen Dörfern, die sich bis an den Horizont erstrecken. Bei guter Sicht kann man die Straße von Gibraltar sehen!
Die Kleinstadt Vejer de Frontera liegt auf nur 200 Metern über dem Meeresspiegel, doch wirkt der Blick hinab auf die darunterliegenden Täler viel höher. Etwa 12.900 Einwohner leben auf einer Fläche von 264 km2. Zunächst gab es hier auf dem Hügel nur eine alte Festung, die im Laufe der Zeit zerstört wurde und zwischen dessen Mauern schließlich die Stadt nach und nach errichtet wurde.
Die Straßen sind aus Kopfsteinpflaster und das historische Zentrum ist praktisch frei von Autos. Nur die Lieferanten der kleinen Läden und die Anwohner dürfen hier bis vor ihre Häuser durch die Gassen fahren. Das ist auch besser so, denn kaum ein Besucher würde mit diesem starken Gefälle und in dem engen und unübersichtlichen Gassengewirr klarkommen. Mietwagenfirmen müssten sehr hohe Versicherungsprämien verlangen.
Es ist ratsam, das Auto gleich beim ersten Einfahren in die Stadt auf den freien Parkplätzen zu parken. Wer weiter fährt, läuft Gefahr in einer Sackgasse zu enden, wo man nicht mal wenden kann. Hier am Rand der Stadt befindet sich praktischerweise auch das Tourismusbüro. Hier kann man sich eine kostenlosen Stadtplan geben lassen und nun auf eigene Faust auf Entdeckungstour gehen.
Lasst bloß die Finger von GPS, Streetview und Googlemaps - hier ist kein Google-Auto durchgefahren und die Angaben sind garantiert falsch.
Die Stadt ist nicht sehr groß und kann leicht zu Fuß erkunden werden. Auf diese Weise erlebt man den Ort mit all seinen Details auch am besten und nimmt sich genug Zeit, genau hinzuschauen. So mancher schöne Innenhof, Hauseingang oder Blick über die Stadtmauer hinüber zur anderen Hügelseite ist nur möglich, wenn man zu Fuß unterwegs ist.
Einen der schönsten Blicke kann man im Jüdischen Viertel, der Juderia, erhaschen. Am Torbogen Puerta de Juderia blickt man über die Schlucht, die den Ort durchschneidet, bis auf die andere Stadtseite, wo die weißen Häuser schemenhaft vor dem Himmel auftauchen.
Was gibt es in der historischen Altstadt in Vejer zu sehen?
Vejer de la Frontera ist der richtige Ort für alle, die sich ein bisschen für Geschichte interessieren und zugleich gut essen gehen und authentische spanische Spezialitäten kaufen möchten. Es gibt viele kleine einzigartige Geschäfte, manche teurer, andere einfach und günstig, wo man lokal hergestellte Produkte kaufen kann.
Rund um die zauberhafte Plaza de España mit ihrem Springbrunnen gibt es zahlreiche tolle Restaurants und auch kleinere Teestuben mit arabischem Flair. Die wichtigste Einnahmequelle der Stadt ist der Tourismus. Darauf haben sich eine Vielzahl von guten Restaurants und gemütlichen Cafés spezialisiert. Auch abseits der großen Plätze und Gassen sind in den Nebenstraßen rund um die Burgruine viele urige Restaurants versteckt. Es lohnt sich, da einmal auf die Suche zu gehen und sich überraschen zu lassen.
Die alte Burgruine bestimmt das Stadtbild von Vejer de la Frontera. Diese Burg im gotischen Stil wurde im 14. Jahrhundert gebaut, doch die ersten Grundsteine stammen aus dem 10. und 11. Jahrhundert. Errichtet wurde die Burg auf den Grundmauern einer alten Moschee, die noch in der Zeit der Mauren gebaut und dann von den Christen zurückerobert wurde. Die Festung von Vejer ist seit 1931 ein Nationaldenkmal.
Gleich neben der Burg befindet sich am höchsten Punkt des Ortes der Kirchplatz mit der Iglesia del Divino Salvador, einer schönen gotischen Natursteinkirche mit maurischen Elementen und Verzierungen aus der andalusischen Renaissance.
Die Wohnhäuser von Vejer wurden direkt zwischen die Burgmauern gebaut und so eine einzigartige Atmosphäre geschaffen, die man kaum anderswo findet. Vejer de la Frontera ist sozusagen ein Burgdorf. Halten Sie Ausschau nach dem kleinen Brunnen, der in einer versteckten Ecke der alten Burgfassade steht. Hier kann man sich gut vorstellen, wie das Alltagsleben des Mittelalters so ablief, wenn die Dorffrauen am Brunnen ihr Wasser holten.
Was kann man in Vejer de la Frontera erleben?
Vejer de la Frontera ist reich an lokalen Traditionen und lebendiger Kultur. Nachts kann man die Klänge von Flamencomusik aus den authentischen Bars hören. Hier werden Konzerte und Tanz nicht nur für Touristen aufgeführt. Wer sich unter die Einheimischen mischen möchte, geht am besten in den Flamencoclub Penya Flamenca in der Calle Rosario. Auf Facebook werden regelmäßig Veranstaltungen angekündigt.
Adresse:Penya Flamenca
Wer einmal sehen will, wie das normale Leben der Vejeros hinter den dicken Mauern abläuft, kann sich an den Tagen der Offenen Tür einen Blick verschaffen. Ähnlich wie beim Festival der Patios in Cordoba machen einige der Bewohner der Stadt ihre Privathäuser auf, so dass Besucher eintreten können. Lohnenswert ist die Tour am Casa del Mayorazgo vorbei, wo man auch Zugang zu einem der Türme der Burg bekommt. Der Eintritt ist frei, aber man sollte auch ein bisschen Trinkgeld da lassen.
Maurisches Flair kombiniert mit moderner andalusischer Gourmetküche erlebt man im eleganten Restaurant El Jardin del Califa. Hier gibt es fantastisch dekorierte Innenhöfe, wo man zwischen Palmen und altem Mauerwerk genügend Tische findet und ein altes Kellergewölbe mit einer Sammlung der besten andalusischen Rotweine.
Das Restaurant und Hotel wurde in ein altes maurisches Aljibe (Wasserspeicher) gebaut und ist sehr sehenswert. Allein die Dachterrasse ist umwerfend, da man von hier einen fantastischen Blick über die Dächer der Stadt hat. Vor allem abends ist das einer der romantischsten Orte in Vejer de la Frontera.
Adresse:
Califa
Plaza de España 16
Tel: +34 956 44 77 30
Windmühlen von Vejer de la Frontera
Die Windmühlen 'Los Molinos de Viento de Vejer de la Frontera' gehören zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten, die man beim Besuch des Bergdorfes nicht vernachlässigen sollte, auch wenn sie etwas am Rand der Stadt stehen.
Drei wunderschön erhaltene Windmühlen wurden direkt auf der Hügelkuppe nahe am Altstadtkern errichtet und halten ihre Flügel in die stetige Brise. So wie die Ruinen der Burg sind sie ein wichtiges Zeugnis der agrarischen Vergangenheit von Vejer de la Frontera.
Noch im 19. Jahrhundert war das Dorf wegen seiner hohen Lage und den starken Winden, die das ganze Jahr über vom nur vier Kilometer entfernten Meer herbeiwehten, einer der besten Plätze für Windkraft. Hier standen etliche dieser alten Mühlen, zu denen die Bauern extra aus der Ebene hinaufgepilgert kamen, um hier Getreide und Mais zu mahlen.
Im Inneren der Windmühlen erfährt man alles über die harte Feldarbeit der Bauern der Gegend. Besucher können sich jederzeit kostenlos in dem Mühlenpark umsehen. Eine Windmühle ist für die Öffentlichkeit als Museum geöffnet. Hier kann man etliche altertümliche Gerätschaften, handgeflochtene Körbe, Knoblauchzöpfe und getrocknete Maiskolben sehen. Einen schönen Einblick in das frühere Leben von Vejer de la Frontera bekommt man durch die kleine Fotosammlung, die an den Wänden ausgestellt ist.
Eine kleine Wendeltreppe führt in die obere Etage, wo die Zahnräder und Mechanik der Windmühle zu sehen ist. Schön ist es auch, hier einmal durch das kleine Fenster einen Blick auf die Felder zu werfen.
Dieser Mühlenhof ist toll für Kinder, die ein richtiges Abenteuerland vorfinden. Es gibt auch einen Spielplatz mit einer Hängebrücke, Rutsche und anderen Spielgeräten.
Gleich daneben steht ein typisch andalusisches Cortijo (Landhaus), dessen Wände mit vielen Topfpflanzen dekoriert sind. Im Haus gibt es eine gemütliche kleine Bar, wo man jederzeit ein Bier trinken und die tolle Aussicht genießen kann.
Ausflüge in die Umgebung
Vejer de la Frontera ist das perfekte Reiseziel für Andalusienfans, die schöne Natur mit Orten voller spannender Geschichte und einzigartiger Architektur verbinden möchten.
Die Stadt liegt nur acht Kilometer von einigen der besten Surfstrände im Süden Spaniens entfernt. In der Nähe befindet sich das kleine Dorf El Palmar de Vejer, wo sich zahlreiche Bäche und Lagunen gebildet haben. Hier kann man sowohl ein relaxtes Strandleben als auch ein unterhaltsames Nachtleben in den vielen kleinen Strandbars genießen.
Andere sehenswerte Orte sind die Naturparks in der Provinz Cadiz, die traumhaften Sandstrände von Cadiz und der Felsen von Gibraltar.